Mittwoch, 7. Januar 2009

wie man eine fernbeziehung (nicht) führt ...

für frau mcevil

zum verständnis ganz kurz die eckdaten: ich war 12 jahre und einen tag verheiratet, wir haben einen sohn und bis heute ein sehr freundschaftliches verhältnis. dauer der fernbeziehung: fünf bis sechs jahre
außerdem hab ich noch eine fernbeziehung über fast ein jahr geführt - die bis zuletzt eine fernbeziehung geblieben ist. mit dem spreche ich allerdings nicht mehr. vorsichtshalber hab ich danach auch alle meine telefonnummern geändert.

wie viel telefonieren?
es ist recht zermürbend, wenn man den anderen eher gar nicht erreichen kann (ok, damals gab´s noch keine handys) und es ist genauso zermürbend, wenn man quasi dazu verpflichtet ist, statt sein eigenes leben zu leben, jeden abend am telefon zu verbringen (egal ob festnetz oder handy).
heute würde ich mir feste und begrenzte zeiten ausmachen - weil es durchaus was zu sagen geben sollte. aber sicher nicht jeden tag. und keine drei stunden.

wie heimkommen?
es ist nicht notwendig, in der ersten viertelstunde alles zu klären, wofür ein ganzes wochenende zeit ist. mein exmann hat nur drei jahre gebraucht, um mir zu sagen, wie sehr ihm diese "organisatorischen" gespräche die heimkunft vergällen - während ich die ganze zeit annahm, es sei einfach das beste, alles (uns beiden eher unangenehme) so rasch wie möglich hinter uns zu bringen.

wieviel gemeinsame freizeit?
wenn man sich nur wenig sieht, muss man sich deshalb dann auch nicht ununterbrochen symbiotisch verhalten. (gilt nicht für ganz frisch verliebte ...) ansonsten ist mir heute klar, dass sich jemand, der 100 stunden aufwärts gearbeitet hat, und der jeden abend fortgegangen ist, auch irgendwann tatsächlich erholen sollte. deshalb würde ich heute keinesfalls mehr zulasssen, dass am wochenende zusätzlich in der eigenen firma gearbeitet wird. und ruhigeres mit weniger ruhigem abwechseln.

wie dazwischen daheim sein?
wenn einer "die ganze zeit" nicht da ist, könnte es sein, dass irgendwie nur mehr die regeln des anderen gelten. für paschas mag das gast-sein im eigenen haushalt der erstrebte dauerzustand sein, einer partnerschaftlich geführten ehe/beziehung ähnelt es allerdings wenig. bei der kindererziehung ist es äußerst kontraproduktiv.
heute würd ich mich NICHT mehr um alles kümmern, sondern genau überlegen, welchen teil ich von ihm erwarte und ihm das auch sagen. andererseits würde ich um mehr rat fragen - und den dann auch ernst nehmen.

wie viel vertrauen?
es ist ebenfalls recht zermürbend, wenn man glaubt einander alle minuten ohne einander referieren zu müssen - und es ist nicht alarmierend, wenn gar nichts nachgefragt wird.
heute würde ich das in mich gesetzte vertrauen nicht mehr mit desinteresse verwechseln. das hab ich aber erst durch quasi dauerhafte unbegründete eifersuchtsanfälle kapiert. im grund geht es in jeder beziehung um vertrauen (und selbstvertrauen) - bei großer entfernung gibt es einfach nur noch mehr gelegenheiten ...

weitere fragestellungen werden auf wunsch gerne dazu aufgenommen;-)
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steppenhund - 7. Jan, 23:20

Zu spät, zu spät;)
Den Punkt mit dem Heimkommen finde ich sehr wichtig. Weil Missverständnisse in dieser Beziehung so leicht möglich sind, gerade wenn man das Beste will.

la-mamma - 8. Jan, 16:57

zu spät ist das für mich sicher -

- und eine nicht-fernbeziehung gefällt mir entschieden besser!
das mit dem heimkommen ist wirklich nicht so ohne - weil jeder sich quasi immer wieder umstellen muss. und manchmal ist gut gemeint eben das gegenteil von gut;-)
walküre - 8. Jan, 10:57

M. und ich führen eigentlich derzeit den größten Teil des Jahres eine Wochenendbeziehung und ich wage zu behaupten, dass es dazu einer gewissen Reife und natürlich auch gegenseitigen Vertrauens bedarf. Was heutzutage sicher manches erleichtert, ist die Möglichkeit der Kommunikation via Handy, wenn es um akut Aktuelles geht, und vor allem auch per Mail - dadurch lassen sich manche Probleme leichter lösen. Was noch unbedingt notwendig ist (und ich auch aus dem obigen Text herauslese): Mit gnadenloser Klarheit definieren, was in der gemeinsamen Zeit Platz haben darf - hat auch den befreienden Vorteil, dass man sehr schnell unterscheiden lernt, was wirklich wichtig ist und was nicht.

la-mamma - 8. Jan, 17:00

bei euch beiden

glaub ich das mit der nötigen reife sofort. und bei uns war damals sicher mehr naivität gegeben, wie denn das so sein sollte/könnte ...
außerdem war der ursprüngliche plan gemeinsam wegzugehen, das ist wieder eine andere geschichte, da wäre sicher auch manches anders gekommen.
Lucretia (Gast) - 8. Jan, 16:22

Zuerst einmal DANKE Dir für Deine Schilderungen!

So viele Jahre Fernbeziehung - das ist sicherlich nicht leicht. Noch dazu mit Kind, da bleibt sicher an der einen Person mehr hängen als an der anderen ...

Wir, kinderlos, haben seit Oktober eine Fernbeziehung, die vielleicht im März endet, vielleicht aber auch nicht.

Und das ist verglichen mit bei Dir echt keine Dauer.
Und trotzdem merke ich die Tücken:

- ich lebe mein eigenes Leben, nehme nicht mehr Rücksicht, verplane mir meine Zeit, wie ich es möchte. Und wenn wir uns dann am WE sehen, ist es manchmal ziemlich schwierig für mich, mich wieder um zu stellen. Bzw. er muss im Gegenzug lernen, dass ich nicht jede Minute für ihn da sein kann, nur weil er grad hier ist.
Wie war das denn bei Euch?

- gemeinsame Freizeit
das mit den Erholungsphasen würd ich ja voll verstehen, aber er nimmt sich die irgendwie nicht. Obwohl er sie eindeutig brauchen würde.

- Für ausladende Telefonate sind wir meistens zu müde am Abend, wir reden meistens nur recht kurz. Wir telefonieren beide nicht so gerne.

- ich bin fast entsetzt darüber, zu merken, wie gerne ich alleine bin! Sowohl unter der Woche, als auch gelegentlich am WE. Er liebe ihn und fehlt mir schon, aber viel weniger und seltener als angenommen.

- vor allem bekomme ich langsam ich eine Ahnung davon, dass wir am Anfang davon stehen könnten, dass wir einander zu entgleiten beginnen. Und das macht mir Angst. Weiß noch nicht, was ich dagegen tun kann. Vielleicht ist es auch nur eine normale Wellenbewegung, aber aus irgendeinem Grund schrillen bei mir die Alarmglocken, wenn auch nur ganz leise...

la-mamma - 8. Jan, 17:05

ich hab da wirklich schon lang nicht mehr

so ausführlich drüber nachgedacht. du hast recht - man fängt an, allein zu planen, und das mit dem gast-sein sollte halt dann schon gar nicht in ein fast-störend-sein ausarten.
und wenn man/frau dann anfängt wirklich eigene wege zu gehen, und man/frau im grunde recht gut weiß, dass auch so manche grenze schon längst überschritten ist, dann ist es der anfang vom ende ...
erholung ist sicher auch ein bisschen eine typ- und altersfrage - ich sag´s jetzt recht direkt: ich hab nicht einmal gemerkt(!), dass er ohne aufputschdrogen eigentlich gar nicht mehr funktioniert hätte ...
und weil du danach fragst: mit meinem exmann war das füreinander da sein eher nicht das thema, den haben alle meine freunde nur als den "geistergatten" bezeichnet. da ist es mit kleinkind wahrscheinlich wirklich nicht recht vergleichbar, wer für wen da ist ...
was ich damals aber richtig genossen habe, waren manchmal ausflüge meinerseits in die stadt, in der er grad gearbeitet hat. wenn das möglich ist, würd ich dir das zwischendurch empfehlen, das hat mir in dem fall immer spaß gemacht (wobei es sowohl luxushotel als auch eigene wohnungen gab, das ist aber fast egal ...)
mit dem anderen war es viel zu viel aufeinanderpicken" - aber da war von anfang an kein gemeinsamer haushalt vorhanden, und er kam nicht aus wien - hatte also hier genau gar kein anderes interesse als mich. und mir ist es umgekehrt bei ihm fast zwangsläufig genauso gegangen, da waren die gemeinsam verbrachten wochenenden vom hinfahren bis zum heimfahren nur stress.
Kratzbürste - 8. Jan, 16:41

Ich hab' ja auch schon zwei Fernbeziehungen hinter mir. Die erste war eine zeitlang eine Wochenendbeziehung (da war er in Nürnberg) und später war er in London. Das lief aber eigentlich ganz gut. Wir waren auch schon 5 Jahre zusammen, bevor das losging. Das Vertrauen war da. Aber ich habe gegen Ende hin einfach bemerkt, daß ich ihn viel zu wenig vermisse. Es war mein allererster Freund, mit dem ich 7 Jahre zusammen war. Naja.

Beim zweiten war es so, daß er nach einem halben Jahr Beziehung nach Norwegen mußte. Er war immer 4 Wochen weg und eine Woche da. Und er hat von mir erwartet, daß ich für diese Woche immer schon alles erledigt und geplant hatte. (Paschaverhalten) Telefonieren wollte er während seiner Abwesenheit nur einmal die Woche. Das fand ich anfangs zu wenig. Nach einem Jahr wöchentlicher Telefonate und 10 Wochen Tyrannei hatte ich dann keinen Bock mehr und habe die wöchentlichen Telefonate eingestellt. Woraufhin dann täglich das Telefon klingelte. Wir kannten uns zu wenig als das alles losging. Es war kein Vertrauen da und wir hatten schlichtweg noch nicht herausfinden können, ob wir überhaupt zusammenpassen. Wäre er ständig dagewesen, hätte ich schon früher Schluß gemacht.

la-mamma - 8. Jan, 17:07

das was du in deinem zweiten fall

schilderst, hab ich in meinem "zweiten" so ähnlich erlebt. hineinstürzen und einander dann quasi gleich viel zu intensiv kennenlernen, funktioniert auch nicht. wenn das keine fernbeziehung gewesen wäre, wäre es wahrscheinlich nicht einmal etwas "beziehungsähnliches" geworden ...
kepkezkem - 8. Jan, 22:01

Fernbeziehung, wenn man eine solche über 50km denn so nennen kann.... das hat bei mir etwas über 1 Jahr funktioniert, bis Monsieur meinte, es wäre nichts und blah, weil wir uns nur 1-2x/Woche zu Gesicht bekamen (2Abende mit übernachten - oft war auch ein ganzer Tag vor den Abenden - ich habe ja stets versucht (und oft geschafft), meinen Dienstplan an den seinen anzupassen, sodass zumindest ein derart oftes sich Sehen möglich war)

Schade, dass es einen derart reifen äh mir gegenüber älteren Mann über ein Jahr gekostet hat, eine solche Feststellung zu treffen.

Aber es war einfach zu wenig gemeinsame Zeit. Was klar erscheint, wenn ein Großteil selbst dieser wenigen Stunden vor dem PC verbracht wird.

Eine solche Beziehung kann nur mit Vertrauen und Reife (die definitiv NICHTS mit dem Alter zu tun hat) funktionieren.
la-mamma - 8. Jan, 22:06

ähem - frau nachbarin,

ihr letzter satz beginnt so vielversprechend;-)
kepkezkem - 8. Jan, 22:15

Pardon, Frau Nachbarin..... ich habe ihn verschwinden lassen.... wie kam das nur hier rein?
la-mamma - 8. Jan, 22:19

no gehn´s, ich hätt jetzt aber zu gern gewusst, was mit dem alter
Black_Mage - 9. Jan, 15:40

gut zu wissen...

la-mamma - 10. Jan, 11:54

gelt, ich bin auch ganz stolz

auf meine "trost und rat"-beiträge.
also schritt eins: beziehung..
schritt zwei: fernbeziehung ...
und du bist jetzt für alles gewappnet;-)
Falkin - 17. Jul, 11:05

ich stöbere

mich gerade durch Ihre sehrst interessanten Beiträge und lande-te somit in der Vergangenheit einer Fernbeziehung.

...schlußendlich sind Beziehungen sicherlich so unterschiedlich wie die Individuen, die sie führen. Aber nach einer selber durchlebten Fernbeziehung kann ich diese meinige nur als "liiertes Singledasein" bezeichnen. Wir - mein Ex(undHopp) und ich waren bereits vier Jahre in einer Beziehung, als ihn das Studium in die Ferne trug und mich meine sterbenskranke Mutter am Wohnorte hielt.

verTrauen war da nie das Thema. Ich glaube eh, dass VerTrauen etwas ist, was man sich selber "gönnt". Wobei ich (Steinzicke Aszendent Skorpion) diesbezgl sicherlich ungewohnt pragmatisch rangehe. Problematisch war diese Art der "Instant"-Brühe.

...den Alltag noch ins Wochenende zu integrieren, dieses aber möglichst frei von Problemen zu halten und dabei noch dem eigenen Erhol-u.-Freizeit-Anspruch gerecht zu werden. Meine Mutter verstarb und ich brach - wie gemeinsam geplant - meine Zelte ab, um (nach einem Jahr Fernbeziehung) ebenfalls nach B. zu ziehen. Wir brauchten dann ungefähr noch ein Jahr, um unsere Selbstlüge zu demaskieren und uns einzugestehen, dass wir längst kein Liebespaar mehr waren.

...bei meinem Mann ♥♥♥♥♥♥ ist es so, dass er mir bereits fehlt, wenn ich ihn einen Tag mal nicht sehe... was in den Anfängen unserer Beziehung nicht selten der Fall war. Auch jetzt möchte ich ihn nicht mehr missen. Es gibt ja auch noch etwas anderes als die Symbiose - und zwar ein gesundes Miteinander, Nähe, die auch Rückzug zulässt.

...ich danke Ihnen für diesen Ihrigen Beitrag, weil er mich erinnert hat an all die Zeiten, in denen ich nie wirklich erfüllt war und den "Fehler" stets in mir vermutete. An Zeiten, in denen ich sehr bunte Gründe dafür fand, mich und andere glauben zu machen, warum AusZeiten und DisTanzen zu einer Beziehung dazugehören.

...das Schicksal hat es wirklich gut mit mir sturem Steinzicklein gemeint. ;)

Als ein ♥liches Dankeschön für die wertvolle Erinnerung, die meinem Herzallerliebsten gleich eine ungestüme Liebeserklärung bescheren wird ;)

Einen zauberhaften Sonn-en-Tag wünscht Ihnen:

la-mamma - 17. Jul, 20:04

liebe falkin,

da haben sie aber weit zurück gestöbert! schön, dass sie ihren liebsten jetzt offensichtlich in der nähe haben;-)
ich für mich weiß auch, dass ich (zumindest damals) für fernbeziehungen eher nicht geschaffen bin. bin neugierig, wie es meiner schwester - der im moment auch nichts anderes übrig bleibt - damit gehen wird.

hier fehlt was;-)

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