Sonntag, 8. Juli 2007

16.

„Du kommst mir schön langsam ein bisschen zu oft her“, sagt der Florian zum Stefan. Sonst sagt er nicht viel zu ihm. Der Stefan merkt das gar nicht, weil er selber so viel redet. Der Stefan ist ziemlich fad. Aber die Mama sagt, gerade das tut ihr gut. Und dass sie froh ist, dass sie keine Medikamente mehr braucht.

Die Tanja erzählt dem Florian, dass sich ihre Eltern auch scheiden lassen. „Da bekommst du ein neues Zimmer bei deinem Papa“, sagt der Florian. „Und alle Feste gibt es doppelt. Das ist gar nicht so schlecht“. Obwohl – wenn er dem Papa etwas erzählen will, dann ist der nicht da, wenn der Florian gerade bei der Mama ist. Und umgekehrt. Manchmal hätte der Florian auch gerne einen Bruder oder eine Schwester. So wie sein bester Freund im Haus, der hat einen ganz lieben kleinen Bruder. Den hat sich der Florian heute ausgeborgt, und gesagt „ich will ihn auch einmal ganz für mich haben.“ Da hat sein Freund gelacht und gesagt, „mich nervt er manchmal ganz schön, nimm ihn nur mit.“
Den Stefan sehen wir nicht wieder, Florian. Ich fand ihn eigentlich ganz sympathisch, Mama.
„Ich auch“, sagt die Mama. „Aber der Richtige für uns war er nicht“. Dann zögert die Mama ein bisschen. Eine Woche später erzählt der Florian der Mama, dass er den Stefan in der Früh ins Auto steigen gesehen hat. Und wo das war. Die Mama sagt, das ist kein Wunder, dort wohnen ja sein Sohn und dessen Mama. Der Florian kann sich an den großen Buben gut erinnern, obwohl er ihn nur einmal gesehen hat. Als der Stefan doch wieder kommt, freut sich der Florian für die Mama. Er setzt sich sogar zu den beiden an den Tisch und der Stefan erzählt einmal ihm etwas. Das interessiert den Florian nicht so besonders, aber die Mama gibt auch nur ganz wenige Antworten.
Ich hätte nicht gedacht, dass er mich mit seiner Exfreundin betrügen würde. Er bat mich zu gehen. Also packte ich meine Kleider, mein Lachen, meine Zahnbürste, mein Verständnis, meine Bücher, meine Worte, meine Schuhe und meine Wünsche rasch ein und verschwand.
Kleine Dinge. Gestern gab mir der Mann ein grünes Feuerzeug. Er brachte mich noch zum Zug und ließ mich aus seinem Leben fahren. Er gab mir seine Erklärung mit, für uns mag er nichts mehr hoffen. Ein paar Stunden konnte ich das kleine grüne Feuerzeug noch benützen. Er sagte, es hätte sowieso mir gehört. Fast hätte ich meine Station versäumt, ich war noch so in sein Leben vertieft. Als ich aufsprang, fiel das kleine grüne Feuerzeug zu Boden und ließ sich nicht mehr finden. Fast hätte ich geweint, doch – es war ja nur ein Feuerzeug.
Ich nahm mir ein Taxi und klagte dem Fahrer mein Leid. Der Fahrer war sehr freundlich, er wolle eines suchen, versicherte er, immer wieder ließen die Leute Feuerzeuge im Wagen zurück, erst letzte Woche hätte er zwei herausgeräumt. Er gab mir ein weißes, darauf stand „Sand, Kies und Beton“. Womit, worauf soll ich bauen? Der Fahrer meinte, er wolle noch das zweite suchen, das wäre ein schöneres. Als er es gefunden hatte (es war schwarz mit rosa Herzen) wollte er es mir doch nicht geben. Schließlich stand auf diesem „Pascha“, der Name eines Bordells.
Und heute fuhr ich nach Hause. Ich dachte, ich brauche kein zweites Feuerzeug, wo ich doch schon das weiße bekommen habe. Und dann fand ich ein gelbes zwischen den Sitzen. Als ich es herausholte, merkte ich, dass sogar eine halbvolle Packung Zigaretten daneben liegen geblieben war. Auf diesem Feuerzeug steht „Kraft und Wärme“. Ich finde, es gehört jetzt rechtmäßig mir – wo ein anderer einfach nicht mehr darauf geachtet hat.
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