- Die Dame will ausschließlich von Ihnen behandelt werden!
- Ist sie hübsch?
- Sehr witzig, Herr Primar, hier ist das Ergebnis ihres Harntests!
- Schicken Sie sie rein!
- Guten Tag, Frau Werner, ich bin Dr. Wegenstein!
- Sie sind Dr. Wegenstein?
- Ja, Sie wollten doch unbedingt zu mir!
- Sie sind kein Schönheitschirurg?
- Nein, in dieser Hinsicht sind Sie woanders besser bedient. Sollten Sie irgendwelche Verkleinerungen oder Vergrößerungen im Sinn haben, empfehle ich Ihnen gerne die entprechenden Kollegen.
- Nein, solche Wünsche hab ich nicht!
- Wenn Sie sich bitte frei machen wollen?
- Ich soll mich frei machen?
- Anders kann ich Sie ja wohl schlecht untersuchen, oder?
Also hübsch schon, aber etwas seltsam. Womöglich eine Journalistin? Das fehlte mir gerade noch. Immerhin schaffte sie es, sich auf den Untersuchungsstuhl zu setzen, ohne dass ich ihr auch noch das erklären musste.
- Herzlichen Glückwunsch, Sie sind ja schon schwanger!
- Ich bin ja schon schwanger?
- Fünfte Woche, würde ich sagen.
- Aber nicht von Ihnen!
- Nein, das wüsste ich. Der wievielte Versuch war es denn?
- Der … wievielte Versuch?
- Frau Werner, wir sind hier auf IVF spezialisiert, aber Sie kommen – äh – Sie kommen aus Wien?
- Ich bin schwanger!
- Ja, sind Sie! Wissen Sie eigentlich, wie viele meiner Patientinnen sie jetzt glühend beneiden?
- Ich bin wirklich schwanger?
- Lassen Sie sich in vier Wochen den nächsten Termin geben. Sollten Sie schwanger bleiben wollen.
Ich glaube nicht, dass ich diese Frau je wieder sehen werde.
la-mamma - 27. Aug, 08:01
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Ich sitze seit fast einer Stunde in meiner Badewanne und singe laut und falsch. Was für ein Genuss!
Endlich hat sich meine Unschuld herausgestellt, man bedaure die lange Haftdauer. Der Anwalt hat mich aufgeklärt, wie viel Haftentschädigung mir zusteht. Als ob das wichtig wäre!
Wieder frei zu sein, unglaublich, wie gut sich das anfühlt!
Ob ich so rasch wie möglich nach Bukarest könne, hat mich mein Chef gefragt. Mir liegt viel an unserem Projekt, das wissen Sie doch. Ob ich wieder reisen dürfte? Das glaube ich wohl, die wüssten jetzt plötzlich auch, dass ich absolut nichts verbrochen hätte. Ich buche den Frühflug am Montag!
Ich werde schon am Sonntag nach Wien fahren. Es gibt da eine Privatadresse einer gewissen Iris Werner, da muss ich einfach selber hin.
la-mamma - 26. Aug, 08:01
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Iris hat mein E-mail nicht beantwortet. Ich schreibe ihr ein neues. „Ich kann alles erklären“, wobei das wohl das Letzte ist, was mir vorschwebt, „komm am 22.6. um 16 Uhr ins Cafe Silberlöffel!“
Dort wird die Gute ein Kuvert bekommen. Mit ihrer neuen Bankomatkarte. Und dem Namen eines gewissen Grazer Anwalts. Was immer sie damit anfängt. „Danke!“ hab ich drauf geschrieben. Ich weiß schließlich, was sich gehört.
Die Flüge für morgen sind gebucht, online eingecheckt habe ich auch schon. Ich bin neugierig, wie lange ich es mit Peter/Pieta aushalten werde.
- Ich würde so gerne deine Heimat sehen!
- Wirklich?
Er schien sich zwar zu freuen, erklärte mir aber, er träume eher von den Stränden in Thailand. Wie auch immer, jetzt konnte ich mein großzügiges "Urlaubsangebot" auch nicht mehr zurücknehmen.
Die Koffer sind gepackt, ich muss mich nur noch von meiner Mutter verabschieden. Da wollte er unbedingt mitkommen, das habe ich ihm abgeschlagen.
- Meine Mutter ist eine furchtbare Person, das
kommt überhaupt nicht in Frage!
- Aber wenn dir die Wahnsinnige auflauert?
- Ich habe einen Pfefferspray – für den Notfall!
- Bist du ganz sicher, dass ich dich nicht begleiten soll?
- Bin ich, geh mir nicht auf die Nerven!
Er solle mit unserem Gepäck zum Flughafen fahren, das könne ja wohl kaum so schwierig sein.
la-mamma - 25. Aug, 08:00
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Die Kollegen sind ihren „Erfolg“ feiern gegangen. Was hat sich Carlos nur dabei gedacht? Er hat diese Frau eindeutig unterschätzt. Ihm alle unsere Informationen zu dem gestohlenen Wagen zu liefern, war das Eine.
Dass er derartig unvorsichtig damit umgegangen ist, steht auf einem anderen Blatt. Ich hatte keine Möglichkeit, ihn zu warnen, ohne mich selbst zu kompromittieren.
Die müssen das miteinander geplant haben. Und zwar sorgfältigst.
Die Geschichte, Frau Iris Werner den Kollegen erzählt hat, war nicht zu widerlegen. Ihr italienischer Anwalt legte uns einen Kaufvertrag für eine Villa in Amalfi vor. Lautend auf Herrn Georg Wegenstein und sie selbst. Ihr sei nicht bewusst gewesen, dass das Einführen von Bargeld anzugeben gewesen wäre. Es handele sich jedenfalls um eine Zahlung für ebendieses Haus. Sie bedaure sehr, sich nicht früher gemeldet zu haben.
Jedenfalls – und hier hielt natürlich Beppo die Hand auf – gegen einen angemessenen Abschlag – würde sie sich die Million aushändigen lassen. Das Auto möge bitte an den rechtmäßigen Besitzer retourniert werden, das sei eindeutig nicht ihres.
So weit hätte sich Carlos das Ganze ja gar nicht so schlecht ausgedacht, wie immer sie Frau Werner dazu gebracht hatten, für ihn zu arbeiten. Der Anwalt und sie verließen die Präfektur.
Zehn Minuten später kam sie wieder. Alleine. Sie drohte Beppo, wenn er sie nicht sofort zu einem sauberen Staatsanwalt führe, würde sie ihn wegen Korruption anzeigen. Und der Idiot gehorcht! Er hätte sie doch zu sonst wem führen können!
Aber nein, sie landet unverzüglich bei Lancini. Großeinsatz – Carlos´ Villa wird umstellt, alle Anwesenden werden aufs Präsidium verfrachtet.
Die Rumäninnen sagen übereinstimmend aus, dass sie dort gegen ihren Willen gefangen gehalten wurden – alles fliegt auf. Die Mädchen sind nach ihren Aussagen rasch davon, sie werden alle zum Prozess als Zeuginnen wiederkommen.
Carlos ist fürs erste aus dem Verkehr gezogen und schäumt vor Wut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Frechheit dieser Dame einfach hinnimmt. Egal, wo er sich gerade befindet.
la-mamma - 24. Aug, 08:01
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Ich bin mir noch nicht sicher, was ich als Nächstes tun werde. Die Sparbücher von Iris habe ich alle erfolgreich aufgelöst und das Geld im Garten meiner Mutter vergraben. Sie hasst Gartenarbeit, allein – die beste Lösung ist das nun auch nicht gerade.
Viel habe ich meiner Mutter jedenfalls nicht erzählt. Es ist nämlich äußerst umständlich, jeden Satz auf einen kleinen Zettel zu schreiben.
- Ich wohne jetzt woanders.
- Das habe ich bemerkt. Gut so!
- Ich habe jemanden kennen gelernt.
- Der Arme! Oder ist er reich?
- Nein. Aber er kann kochen.
- Im Gegensatz zu dir.
- Brauchst du irgendetwas?
- Seit wann interessiert dich das?
- Vielleicht gehe ich ins Ausland!
- Schreib mir eine Postkarte, wenn du dort bist.
Sie scheint sich sehr über meinen Besuch gefreut zu haben.
Das Problem Iris werde ich anders als geplant lösen. Ewig wird sie sich ja kaum davon abhalten lassen, nach Hause zu kommen. Das hätte ich mir gleich denken können, dass Pieta das nicht in meinem Sinn hinkriegt.
Der Anwalt hat nach einem Georg Wegenstein gefragt. Also gibt es einen Georg! Aber Georg bin doch ich - zumindest per e-mail. Und so schreibe ich an „Iris die Echte“ gerade einmal drei Worte: „Wo bist du?“
la-mamma - 23. Aug, 08:01
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Cristina und Tatjana sind Models, genau wie ich. Wozu sich Iljana nahtlos bräunt, ist mir schleierhaft. Sie hat doch nur einen Au-Pair-Vertrag. Mein Teint ist von Natur aus recht dunkel, die Warterei geht mir schön langsam auf die Nerven.
Zuerst dachte ich, sie würden die Neue auch noch bei uns einquartieren. Sie wohnt aber in einem anderen Teil der Villa.
Heute früh kam sie zum Pool. Anscheinend eine Frühaufsteherin, genau wie ich.
- Entspannst du dich hier auch?
- Kommt drauf an, ich würde lieber endlich arbeiten, anscheinend gibt es Verzögerungen.
Ich erzählte ihr von den Schönheitwettbewerben, die wir gewonnen hatten und dass wir hier auf den Beginn unserer internationalen Karrieren warteten.
- Habt Ihr Eure Pässe bei Euch?
- Nein, die hat Carlos, er sagte, er braucht sie für die Verhandlungen.
- Kommt dir das nicht seltsam vor?
Da traf sie einen wunden Punkt. Ich wollte das schon mit den anderen diskutieren, aber die meinten alle, wir hätten doch unsere schriftlichen Verträge. Das werde schon in Ordnung sein.
- Und was machst du hier?
- Ich versuche, etwas herauszufinden. Unter anderem.
Sie sei mit dem jungen Giovanni hergekommen, er hätte sie unbedingt zu ihrem Schutz hierher bringen wollen. Sie hätte Schwierigkeiten mit der Polizei, und wüsste nicht einmal, weshalb.
Carlos sei extrem höflich und freundlich zu ihr, aber – ich solle mich doch umsehen – die protzige Villa, die vielen „unauffälligen“ bewaffneten Muskelpakete, das lässt doch nur einen Schluss zu, oder? Und dass wir hier praktisch gefangen gehalten würden …
- Hast du denn deinen Pass noch?
- Ja, hab ich. Von mir müssen sie etwas anderes wollen. Ich weiß nur noch nicht, was!
- Kommst du morgen wieder so zeitlich zum Pool?
- Mach ich! Wieso sprichst du eigentlich so gut Deutsch?
- Ich bin aus Brasow, das ist in Siebenbürgen.
la-mamma - 22. Aug, 08:00
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Elisabeth hat Recht, mein großartiger Bruder denkt wirklich nur an sich. Ich zerstöre seinen guten Ruf, was ich mir eigentlich dabei gedacht hätte? Wann er damit rechnen dürfe, dass unser guter Name in der Boulevardpresse auftauche?
- Stefan, ich habe überhaupt nichts verbrochen!
- Und warum hat dich dein toller Anwalt dann noch nicht da herausgeholt? Wer ist der überhaupt?
- Ein Freund von Philipp!
- Philipp, ha! Warum hast du nicht mich gefragt?
- Weil du nicht da warst!
Der Maringer würde meinen Fall sicher übernehmen, dem hätte er schließlich zu Zwillingen verholfen. Ich brauche keinen anderen Anwalt, ich sei mit meinem zufrieden.
Zum Glück ging er bald, er hätte genug gehört. Vorsichtshalber habe ich ihm allerdings verschwiegen, dass ich die Betrügerin auch noch in sein Haus gebracht hatte. Noch mehr Vorwürfe hätte ich nicht verkraftet.
Überhaupt bin ich, seit „mein toller Anwalt“ mich über die Ergebnisse seiner Wienreise informiert hat, ziemlich verzweifelt. Warum war ich nur so vertrauensselig? So etwas passiert einfach nicht im richtigen Leben. Und schon gar nicht mir.
Unser Projekt in Bukarest könnte den Bach runter gehen, mein Chef hat noch viel Verständnis, aber ewig wird auch er nicht auf mich warten können.
Ich habe die 12 Quadratmeter Zelle gefühlte zehntausend Mal abgeschritten. Ich mache Liegestütze. Mittlerweile bin ich bei 58 ohne Pause. Das Essen ist unheimlich schlecht. Selbstverständlich esse ich auch das. Ist wenigstens irgendeine Abwechslung.
la-mamma - 21. Aug, 08:00
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So ein Glück! Ich rief gleich Onkel Carlos an, als ich sie wiedererkannte. Ich wollte unbedingt die Peinlichkeit mit dem Auto wieder gut machen.
Zunächst wollte er gar nicht mit mir sprechen, er ließ mir ausrichten, ich solle froh sein, nicht in Betonpatscherln unter Wasser zu stecken. Aber ich blieb hartnäckig, es sei extrem wichtig.
Ich hätte da eine Idee, wie wir unseren "Verlust" wieder bekommen könnten, die Frau ist der Schlüssel!
Natürlich sei ich mir sicher, ich habe das Pärchen im Cafe in Venedig doch lange genug beobachtet. Und ihren Sprint hinterm Auto her, wie könnte ich das vergessen!
Bring sie her, trug mir Carlos auf. Und das ging noch einfacher, als ein Auto zu stehlen!
Ich hänge gerne in dieser Bar herum, dauernd kommen neue Studentinnen von der Grabungsstätte. Das Freizeitangebot in Casserta ist beschränkt - die Mädels sind leicht aufzureißen. Nicht, dass ich das nötig hätte - aber da sind verdammt hübsche dabei, wissen Sie.
SIE ist keine Studentin, aber fad war ihr anscheinend auch. Sie habe ich natürlich auch nicht angebraten, ich erzählte ihr nur, dass ich in der Nähe wohne.
Am dritten Abend, als ich mich noch immer vornehm zurückhielt, fragte sie mich etwas. Sie sei hier untergetaucht, ob ich das für eine gute Wahl hielte? Nicht wirklich, ich wüsste etwas viel Besseres.
Das Graben in der Hitze sei ziemlich anstrengend, was ich ihr denn vorschlage? Ich hätte einen Onkel im Süden von Neapel, dort könne sie wunderbar ausspannen. Sie hätte ziemlich viel zum Nachdenken. Das könne sie dort noch besser! Es sei eine Riesenvilla, man werde ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen.
Einfach so?
Dafür verbürgte ich mich, der Onkel sei ziemlich exzentrisch. Schon morgen fahre ich ihn wieder einmal besuchen. Ob sie sich das Ganze nicht einfach ansehen wolle?
la-mamma - 20. Aug, 08:00
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