Samstag, 10. Dezember 2011

wie sag ich's (nicht)?

dass "du verträgst überhaupt keine kritik" ein recht perfider vorwurf ist, ist mir durchaus schon aufgefallen. was soll der andere drauf schon sagen? wenn der adressat es im grunde auch für wahr hält, wird es ihn zwar treffen, aber er wird es nicht gern nehmen wollen. wenn es seiner meinung nach falsch ist, wird er es natürlich abstreiten, und mir nicht zubilligen, mir dieses urteil trotzdem zu erlauben. also sollt ich mir diesen satz sparen. ich sollte ihn nicht sagen. und ich sollte ihn vor allem nicht denken. vielleicht sollte ich auch nicht vorher so viel drüber nachdenken, wie meine kritik ankommt.

ich kritisiere ungern. das ist insofern blöd, weil ich es manchmal für notwendig halte. wenn ich bei meinen mitarbeiterinnen vorher nicht lange und sorgfältig drüber nachgedacht habe, hab ich nach so einem kritikgespräch manchmal das gefühl, dass sie mir im bestfall zwar höflich zugehört haben, mir aber keinesfalls (sofort) rechtgeben wollten. im normalfall widersprechen sie mir. dabei fällt mir auf, dass es nicht nur mir schwer fällt, sich an die klügste feed-backregel (nämlich nichts antworten) zu halten. und im schlimmstfall bricht jemand in tränen aus.

im privaten bin ich noch vorsichtiger geworden. ich hab eine mutter, die noch nie irgendetwas nicht gesagt hat, was ihr an kritik eingefallen ist. und einen vater, der sich äußerst selten ungefragt äußert und der der meinung ist, da komme schon jeder selber drauf, was er sich denkt. die wahrheit könnte in der mitte liegen.

vielleicht hatte meine volksschullehrerin doch recht. die hat mir einst "sage nicht immer alles, was du weißt. aber wisse immer, was du sagst!" ins stammbuch geschrieben. interessanterweise hat mir der spruch auch noch nie gefallen.
495 mal angeklickt. oder gar gelesen?

Trackback URL:
https://lamamma.twoday.net/stories/55776373/modTrackback

bonanzaMARGOT - 10. Dez, 14:56

bei kritik kommt`s sehr darauf an, was man mit ihr bezweckt.
und dann ist`s evtl. auch eine frage des richtigen zeitpunkts und natürlich der formulierung.
kritik sollte mittel- bis langfristig immer ein positives gegengewicht bekommen durch: lob, motivation ...
an der kritik, die man übt, muss man sich selbst messen können.

la-mamma - 10. Dez, 16:20

ich denk, der einzige zweck kann nur sein, auf etwas so taktvoll wie möglich hinzuweisen. bei mitarbeitern gelingt mir das zweifellos besser als bei meinem partner. hat wohl was mit mehr oder weniger emotion zu tun.
bei freunden oder im internet lass ich es oft lieber, wobei das natürlich auch eine frage des richtigen orts und zeitpunkts ist. mag sein, dass das ein bisschen feig ist - denn jemanden vor den kopf stoßen oder anecken will ich auch nicht so gern.
bonanzaMARGOT - 10. Dez, 16:37

na ja, im privaten bereich (und dazu zähle ich die blogs) halte ich mit meiner meinung nicht hinterm berg, egal ob ich damit anecke. was anderes ist es mit persönlicher kritik. da muss man schon trennen - auf sender wie auf empfängerseite. manche nehmen die kontroverse diskussion über ein thema viel zu persönlich. umgekehrt muss man bei aller thematischen auseinandersetzung aufpassen, dass man`s z.b. mit der polemik nicht übertreibt. oder dass man nicht doch persönlich wird.
ich gebe gern zu, dass ich manchmal bei meinen meinungsäußerungen nicht bedenke, dass sie der empfänger als angriff auf seine person deuten könnte.
wenn ich sage, dass ich das verhalten vieler autofahrer scheiße finde - fühlt sich evtl. ein enthusiastischer autofahrer persönlich getroffen. und so gibt es noch viele beispiele, wo man leicht ins fettnäpfchen tritt.
wir leben in einer lebendigen streitkultur - aber nicht alle menschen können abweichende lebenshaltungen und meinungen zu gewissen themen akzeptieren. ein extrembeispiel ist die islamdiskussion. ich halte es für wichtig, dass man sich möglichst nicht einschüchtern läßt. die meinungsfreiheit ist ein sehr hohes gut für eine fortschrittliche und menschliche zivilisation.
natürlich muss das jeder mensch für sich entscheiden, wie offen er seine meinung sagt ...
spätestens wenn`s um den arbeitsplatz geht, spüren wir die grenzen unserer freiheit.
la-mamma - 10. Dez, 17:21

persönlich nehmen sollte nur eigentlich auch nicht zwangsläufig heißen, sich kränken zu lassen. wenn ich in gar keiner weise betroffen bin, kann ich natürlich sehr sachlich und emotionslos diskutieren, es wird mich aber immer nur mäßig interessieren.
erst wenn ich etwas in bezug zu mir und meinem erleben setzen kann, bekommt es eine gewisse relevanz für mich.
bonanzaMARGOT - 10. Dez, 18:07

Mit "persönlich" meine ich, wenn jemand nicht nur über z.B. über die Autofahrer schimpft sondern persönlich beleidigend wird. Selbstverständlich ist alles, was wir diskutieren im Kontext des persönlichen Interesses zu sehen. Ich kann dabei aber sehr wohl zwischen einem leidenschaftlichen Vortrag und auf Personen gezielte Beleidigungen unterscheiden.
Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich diesbezüglich in der Blog- und Forenwelt des Internets alles erlebte. Ich wurde von einzelnen Personen und sogar kollektiv aufs übelste beschimpft, obwohl mich diese Menschen gar nicht kennen. Und das nur, weil ich unterschiedlicher Meinung war.
Hundert-Zweihundert Jahre früher, und man hätte mich gelyncht. Es ist der absolute Wahnsinn, in welche Abgründe menschlichen Verhaltens man dabei (ansatzweise) blickt ...
bonanzaMARGOT - 10. Dez, 18:09

Mit "persönlich" meine ich, wenn jemand nicht nur über z.B. die Autofahrer schimpft sondern persönlich beleidigend wird. Selbstverständlich ist alles, was wir diskutieren im Kontext des persönlichen Interesses zu sehen. Ich kann dabei aber sehr wohl zwischen einem leidenschaftlichen Vortrag und auf Personen gezielte Beleidigungen unterscheiden.
Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich diesbezüglich in der Blog- und Forenwelt des Internets alles erlebte. Ich wurde von einzelnen Personen und sogar kollektiv aufs übelste beschimpft, obwohl mich diese Menschen gar nicht kennen. Und das nur, weil ich unterschiedlicher Meinung war.
Hundert-Zweihundert Jahre früher, und man hätte mich gelyncht. Es ist der absolute Wahnsinn, in welche Abgründe menschlichen Verhaltens man dabei (ansatzweise) blickt ...
testsiegerin - 10. Dez, 16:36

Kommunikation Teil 1-23 ;-)

Ich hab ja in meiner Berufslaufbahn schon unendlich viele Kommunikationsseminare besucht und welche gehalten.

Zwei (für mich persönlich) wirklich wichtige und sinnvolle Grundregeln für mich sind:
-) die VW-Regel (Obwohl ich keinen VW fahre).
Vom Vorwurf zum Wunsch. Vorwürfe (und auch Kritik) gehen immer in die Vergangenheit, nie in die Zukunft. Die Vergangenheit kann mein Gesprächspartner aber nicht mehr ändern, die Zukunft anders gestalten sehr wohl. Die Wünsche möglichst konkret, nachvollziehbar und überprüfbar formulieren. Also nicht: "Immer sitzen sie im Dienstzimmer und trinken Kaffee, wenn ich komme", sondern "ich wünsche mir, dass Sie sich am Mittwoch um drei zwanzig Minuten Zeit für ein Gespräch für mich und meinen Klienten nehmen." Statt "Du tust nie, was ich will" ganz konkret "ich will die Scheidung" ;-)

-) Die "Und-statt-Aber" Regel. Das "aber" in einem Satz entwertet immer den vorigen Teil. Wer fühlt sich gut bei einem "Ich liebe dich, aber mich nervt..."? "Ich liebe dir, und ich wünsche mir, dass..."
Klingt einfach und ist total schwierig.

Ich glaub, dass Kritik total überschätzt wird. Sie ist immer defizitorientiert statt lösungsorientiert. Sie kränkt so gut wie immer und führt dazu, dass wir meinen, uns verteidigen zu müssen, uns schuldig und schlecht fühlen.

Just my two cent.

bonanzaMARGOT - 10. Dez, 16:50

stimmt und stimmt wieder nicht.
denn in konkreten fällen ist kritik extrem wichtig. wenn sich z.b. ein kollege gegenüber einem altenheimbewohner daneben benimmt, muss ich ihn kritisch darauf hinweisen. aber natürlich muss ich mich auch offen halten für seine erklärung und darstellung der situation.
ebenso brauche ich kritische rückmeldungen durch meine soziale umgebung. die fasse ich erst dann als beleidigend und unangemessen auf, wenn sie persönlich diffamierend ausfällt.
la-mamma - 10. Dez, 17:28

@testsiegerin

ad 1 und 2: wenn man's nur ein/durchhalten könnt ...

da bin ich mir nicht so sicher, ob kritik immer kränkt. einerseits bin ich bei dir: nicht JEDE kritik muss vorgebracht werden, andererseits glaub ich aber eben doch manchmal, dass ich was sagen soll/hätte sollen ...
(sagen wir kritik kommt von "genau hinsehen" - das darf für mich dann schon auch lösungsorientiert sein.)
la-mamma - 10. Dez, 17:32

@bm

zum zweiten teil: und änderst du dann tatsächlich was, sollte die rückmeldung angemessen und nicht diffamierend gewesen sein?
Anja-Pia - 15. Dez, 15:50

Ich sehe hier zum ersten Mal, dass Bomi zu einem Thread nicht den letzten Kommentar liefert. *g*
nömix - 10. Dez, 16:50

Manchmal gelingts ganz gut, wenn man eine Kritik so bemäntelt, dass sie bei dem andern wie ein Lob ankommt - etwa in der Form »Insgesamt bin ich eh TOTAL zufrieden mit dir, aber du könntest mir noch eine klitzekleine Freude zusätzlich machen, indem du diesoderjenes so oder so usw.« Auch wenn man in Wirklichkeit total UNzufrieden ist. Aber vieles geht eh nur Schritt für Schritt, so könnte mans ins positive umkehren, und der andere verstehts womöglich gar nimmer als Kritik sondern Anregung.

testsiegerin - 10. Dez, 16:52

wenn man das "aber" noch durch "und" ersetzt, kann der andere es noch besser nehmen.
la-mamma - 10. Dez, 17:08

@nömix

also wenn ich TOTAL unzufrieden bin, und es schaffe, so zu argumentieren, grenzt das für mich an masochismus. (oder ich bin sehr zynisch drauf).
dus - 25. Dez, 20:54

die sandwich methode.
anerkennung - kritik - anerkennung
Jossele - 12. Dez, 14:21

Ja, wer kennt das nicht. Sagt man nichts ist es falsch, sagt man was falsch ist es auch falsch, sagt man was richtig ist es zwar richtig, bringt aber auch selten was.

Miteinander reden, also wenn es um´s Eingemachte geht, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, geht es dann doch allzuschnell um´s Punktesammeln, ohne Preis für den Sieger.

h. - 13. Dez, 18:21

auch nicht falsch! manche dinge kann man sich natürlich auch recht gut groß reden! speziell beim eingemachten ....
la-mamma - 13. Dez, 18:22

war eh ich. sie wissen schon - das ausloggthema;-)
Anja-Pia - 14. Dez, 11:01

Sei froh, dass Du nicht auch noch Gehaltsverhandlungen führen musst.

la-mamma - 15. Dez, 15:37

manchmal wär ich allerdings auch froh, wenn ich welche führen dürfte ...
Eugene Faust - 15. Dez, 12:00

OT

Falls Sie DAS noch nicht gesehen haben... Gratulation, Sie haben Arbeit! ; )

la-mamma - 15. Dez, 15:37

danke für den hinweis, hab ich natürlich noch nicht gesehen, ich sollt ja eigentlich was arbeiten ...

hier fehlt was;-)

Zufallsbild

DSCF0896

Umfassendes Österreichbildwetter

Aktuelle Beiträge

Lieber Xaver (14)
Nächste Woche melden wir dich in der HTL für Chemie...
la-mamma - 3. Feb, 16:45
Nennen wir ihn Yuriy
Du bist 15 Jahre alt und ein großer Rammsteinfan. Mit...
la-mamma - 14. Mai, 08:56
It's always the Cello!
It's always the Cello!
NeonWilderness - 12. Mai, 01:26
bezaubernd schön ...
So gebannt wie gestern vom "Wohnzimmerkonzert" des...
la-mamma - 11. Mai, 17:46
Unter Nichtausschluss...
endete gestern in St. Pölten das vom Institut für narrative...
la-mamma - 23. Apr, 17:32
Seit gestern ...
hab ich einen neuen Beruf: Ich bin jetzt Literaturbloggerin....
la-mamma - 22. Apr, 16:01
Sie haben´s, Frau Araxe,...
Sie haben´s, Frau Araxe, und ich hab mich mit dem Datum...
la-mamma - 22. Apr, 07:53
3 2 1
die hauptaction ist heute. der bericht darüber morgen,...
la-mamma - 22. Apr, 07:49

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Die Statistik seit August 2010

kostenloser Counter



Meine Kommentare

Oder Oberwasser?
Oder Oberwasser?
Schwallhalla - 30. Mär, 08:33
Ruhen Sie noch auf Ihrer...
Ruhen Sie noch auf Ihrer Ottomane?
Schwallhalla - 28. Feb, 13:03
Aber jetzt bin ich bei...
Aber jetzt bin ich bei Forelle - da war ich natürlich...
Schwallhalla - 4. Feb, 00:36
Sechs sie = sexy ist...
Sechs sie = sexy ist es garantiert auch nicht;-)
Schwallhalla - 4. Feb, 00:32
Nach sorgfältiger Kommentarlektüre...
Nach sorgfältiger Kommentarlektüre werf ich Quartier...
Schwallhalla - 29. Jan, 10:46

Suche

 

Status

Online seit 6845 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 3. Feb, 16:45

Credits


A - DER KRIMI (Teil 2 zum nachlesen ...)
A-DER KRIMI - was bisher geschah ..
aus der volksschule
bitte lächeln
bücher
coronatagebuch
DAS EXPERIMENT
family affairs
freitagstexter
lyrics;-)
mal was andres..
märchen sozusagen
mein beitrag zur integrationsdebatte
musik und so
projekt *.txt
rätsel
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren