Sonntag, 25. Mai 2008

1240 Wien

Der 24. Wiener Gemeindebezirk liegt in der Ideallinie zwischen dem Zentrum und dem Speckgürtel der Stadt, Wienerwald und Donauinsel sind bequem zu Fuß zu erreichen.

Baufläche dürften so um die 30 Prozent sein, die Bausubstanz besteht ausschließliche aus voll renovierten Gründerzeithäusern mit Lift und Dachbodenausbau, sowie preisgekrönten Niedrigenergiebauten, für deren Anblick Architekturstudenten aus aller Welt anreisen. Begrünte Innenhöfe sind übrigens in beiden Fällen immer vorhanden.

Den Rest machen Parks, Kleingärten, Wiesen und großzügige Freizeitfächen aus. 1240 Wien verfügt neben zahlreichen Spiel- und Sportmöglichkeiten in den Parks auch über ein Riesenhallenbad mit Spa und ausgedehntem Kindererlebnisbereich, über eine Eisbahn und einen eigenen Klettergarten. All das wird auch von den ausgezeichneten grundsätzlich zweisprachigen Schulen häufig genutzt.

Besonders gern geht man abends in die zahlreichen wirklich guten Gaststätten von 1240 - von norwegischer bis äthiopischer Küche ist praktisch alles vertreten und wer in 1240 Wien ein Wiener Schnitzerl bestellt, bekommt selbstverständlich hauchdünnes Kalbfleisch innen drin. So manch ein Kaffeehaus fungiert hier wirklich noch als zweites Wohnzimmer, man kennt einander, man freut sich einander zu sehen - und das gilt für alle aus 1240 Wien.

Die alten Damen haben den Club "Wir gehen niemals nach 16 Uhr einkaufen" gegründet. Vereinszweck ist stattdessen mindestens eine Stunde täglich mit einem Immigranten Deutsch zu sprechen - man hört, dass in etlichen Fällen geradezu Bekehrungserlebnisse ehemaliger Strachewählerinnen stattgefunden haben sollen. Obwohl die in 1240 schon unter der Wahrnehmungsgrenze agieren.

Schanigärten, wo immer es geht, und eine Einwohnerschaft, die an den Straßenfesten lieber teilnimmt als sich über den Lärm aufzuregen. Daneben natürlich auch Haus- und Ateliersfeste - 1240 Wien ist ganz stolz auf seine unterschiedlichen Künstler. Vernissagen, Jazzkeller, Poetryslams - die Veranstaltungsliste sprengt bald die finanziellen Möglichkeiten des Bezirksblättchens.

Nicht zu verachten auch die Einkaufsmöglichkeiten: ein traditioneller Markt, eine Buchhandlung mit großer Auswahl und belesenem Personal, Boutiquen für jeden Geschmack und jede Figur, kompetente Mitarbeiter auch im Computerzubehör und im Sporthandel, gemütliche Geschäfte aller Art, die nicht Teil irgendeiner Kette sind.

Wenn ich das nächste Mal umziehe, weiß ich genau, wo ich hin will. Bedauerlicherweise ist die Warteliste nur schon recht lang.
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kepkezkem - 25. Mai, 11:59

Von der Beschreibung her hört es sich ganz nett an.
Eigentlich so, wie (fast) jedes Dorf und jede Ortschaft in Österreich (und vermutlich auch ausserhalb).
Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl und die Idylle ist fast überall zu finden, wo nicht "Großstadt" draufsteht.
Wie bei Wien zb.
Durch die Anonymität (ich kenne nichtmal meine Nachbarn - die meisten grüßen nichtmal am Gang - dabei sind wir nur eine 12-Parteien-Stiege) kann jeder tun und lassen, was er möchte.
Im Normalfall benimmt man sich Leuten, die man kennt gegenüber auch Rücksichtsvoller als anderen gegenüber.
Aber auch 1240 wird wachsen und sich immer weiter in "Wien" verwandeln.
Von 5 Einwohnern wird wieder
*jeder einer eigenen Kultur
*jeder einer eigenen sozialen Schicht
etc. angehören.
Dann drehen erst wieder alle ihr eigenes Ding, weil keiner etwas mit dem anderen zu tun haben will und wieder werden genau jene Verhaltensmuster dominieren, die wir selbst schon von hier kennen.

la-mamma - 25. Mai, 12:05

bist du wirklich so optimistisch,

was die dörfer betrifft?
die haben praktisch nie verwaiste ortszentren, die ewig gleiche grausame gelbrote-plastiksackerl-filiale innerhalb des rieseneinkaufszentrums am rand, xenophobie ist unbekannt, und es gibt natürlich jede menge kulturangebote abseits der drei wirtshäuser ...
creature - 25. Mai, 14:37

das bild welches du zeichnest ist schön, nur ein element wird dabei nicht mitspielen, welches?

der mensch, er reagiert immer anders als erwartet..;)

la-mamma - 25. Mai, 16:55

aber ohne menschen

könnt es ja nur mehr ein naturpark werden;-)
steppenhund - 25. Mai, 22:47

Wien hatte tatsächlich schon einmal 26 Bezirke.
Mir geht es aber in Brunn ganz gut:)

la-mamma - 25. Mai, 22:48

brunn ist auch so

zentrumsnah?;-)
ergoogelt: dann war also ausgerechnet mödling der 24. - von großwien wusste ich bis gerade eigentlich nichts.
steppenhund - 26. Mai, 08:43

Klosterneuburg war mir als der 26. bekannt.
Mit dem Auto bin ich in 30 Minuten bei der Staatsoper. Das ist zentrumsnahe genug:)
Wäre mir nie eingefallen, dass zu googlen. Ist aber interessant. Vor allem die Rochade Liesing, Schwechat, Mödling.
Black_Mage - 27. Mai, 16:20

Tja, in diesen 24. will ich auch ziehen.

Die Frage ist: entweder hat 1240 einen sehr genaue Kontrolle wer hinziehen darf, und falls dem nicht so ist, dann müsste man sich ja seinen 24. überall einrichten können.

Ich fürchte die Kep hat grundsätzlich recht: Sowas geht mit Wienern einfach nicht, dafür sind wir einfach zu eigenbrötlerisch und grantig. Wiener wollen in einem 24. leben ...aber sie wollen das bequeme Wienertum dafür halt nicht aufgeben.

Jossele - 29. Apr, 14:58

Aber geh, es lebe das Klische.
Man darf nur nicht drauf warten dass andere 1240 machen, dann geht das schon.
Der Wiener und die Wienerin, die sind kein Klon von einem Prototypen, die sind genausoviele Einzelne wie Menschen sind, und sind das miteinander.
Da gibts sehr wohl ein Haus und eine Gasse wo man das Miteinander schätzt, auch mit der Branka und dem Jasim.

Na klar, das Wienertum ist abgestempelt und schubladisiert, weil´s einfach ist.
Jetzt frag ich aber, wo ist´s anders, wo besser?

1240 ist ein Traum, ein guter, aber halt nirgendwo so ganz daheim.
datja - 7. Okt, 01:43

interessant!

im augenblick besteht kein bedarf, doch merke ich mir die gegend vor.
sollte ich ein neues luftschloss benötigen, dann kann ich ihnen versichern ihre baugründe ins auge zu fassen.

hochachtungsvoll.

hier fehlt was;-)

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