Samstag, 23. Juni 2007

das märchen vom armen, reichen mädchen

Es war einmal eine Prinzessin, die bekam von ihrem Vater ein paar goldene Armreifen, schon als sie noch ganz klein war. Was soll sie mit all dem Schmuck, gib ihr etwas anderes, sagte die Mutter, sie starb wenig später. Nein, rief die Prinzessin, ich will die Reifen tragen, und ich will noch viel mehr! Der König konnte seiner Tochter sowieso keinen Wunsch abschlagen, er überhäufte sie mit goldenen Armreifen. Viele Untertanen dachten, wenn sie dem kleinen Mädchen auch Armreifen brächten, so würde ihnen der König schon eines Tages eine Gunst erweisen. Aus dem Nachbarland reiste ein Gesandter mit dem ersten Fußreifen für die Prinzessin an. Auch das wurde bald Mode als Geschenk.

Die kleine Prinzessin aber fand, sie müsse alle diese Reifen nun auch tragen. Am Anfang waren sie noch nicht so schwer, Gold kann ja auch recht zart verarbeitet werden. Später kamen immer massivere Gebilde dazu, die meisten ließ sich die Prinzessin gleich anschmieden, damit sie nicht so lange zum An- und Ablegen brauchte. Die Handwerker sagten ihr, so sei dem Gold an ihrem Körper praktisch keine Grenze mehr gesetzt, die Prinzessin verschwieg, dass sie nun nicht mehr so gut schlief wie früher, da das ganze Gold ein wenig drückte. Die Prinzessin kam ganz alleine auf die Idee, sich den ersten Bauchreifen anschmieden zu lassen, und wenn die Schmiede schon da wären, könnten sie gleich alle Verschlüsse der alten Reifen entfernen und durch fixe Konstruktionen ersetzen, sie würde sich ohnedies nie von irgendeinem Stück trennen wollen.
Manchmal sah die Prinzessin andere Mädchen laufen oder spielen, das konnte sie schon längst nicht mehr. Egal dachte sie, ich war auch vorher nicht wie die, schließlich bin ich eine Prinzessin.

Als sie im rechten Alter war, lud der König alle auf seinen Hof ein, die um ihre Hand anhalten wollten. Es gab hunderte Bewerber, alle geblendet vom Glanz der Prinzessin, ein paar wollten vielleicht auch nur das Gold haben. Die Prinzessin wusste zuerst nicht recht, wen sie nehmen sollte, die meisten hatten mehr oder weniger Gold mit, manche ganze goldene Käfige. Viele sahen selbst auch fast so vergoldet aus wie die Prinzessin, es waren ja doch hauptsächlich Königssöhne, die sich die Anreise leisten hatten können. Nur einer hatte gar nichts mit und auch kein Gold am Körper.

„Wie wagst du dich hierher?“, fragte die Prinzessin, „du bietest mir gar nichts?“ “Nicht gar nichts“, sagte der Jüngling, der nicht einmal hässlich war, „meine Sorge und mein Mitgefühl gebe ich dir schon!“ „Pah“, sagte die Prinzessin, „dir geht´s wohl nicht gut, mir geht es ausgezeichnet, ich habe sowieso ausgesorgt, niemand kann mehr Gold tragen als ich!“ „Kannst du noch alleine aufstehen?“, fragte der Jüngling unbeirrt weiter. „Natürlich nicht! Aber ich habe 210 Diener und ich werde bald heiraten! Aber sicher nicht dich, sondern den, der das meiste Gold bringt. Danke für deine Hilfe bei der Entscheidungsfindung!“ Und damit warf sie diesen Kandidaten hinaus und heiratete genau den, dessen Gold am schwersten wog.

Eine Zeit lang schien es gut zu gehen. Das Paar glänzte allenthalben, und wenn neue Goldlieferungen kamen, stritten sie nur ein bisschen, wie es denn aufzuteilen wäre. Irgendetwas stimmt trotzdem nicht, fiel der Prinzessin eines Tages auf. Ihr Mann konnte sie gar nicht berühren, sie war ja nur mehr von Gold umgeben. Umgekehrt war es genau so, und sie hatte den Verdacht, dass ihrem Gatten sein Gold sowieso wichtiger war als sie. Das war ein komischer Gedanke für eine junge Dame, die bisher auch immer nur an Gold, woher sie neues Gold bekommen würde, wo sie neues Gold tragen könnte und noch nie an einen anderen Menschen als sich selbst gedacht hatte.
„Befreit mich!“ rief die Prinzessin, aber keiner der Schmiede kam. Wieso hilft mir jetzt keiner, dachte die Prinzessin weiter, die Leute können mich ja gar nicht mehr sehen, sie sehen nur die goldene Hülle! Als sie merkte, dass sie sich nur selber helfen könnte, fing sie ganz frohgemut an. Ein paar Reifen streifte sie ab, das ging relativ einfach. Wie aber sollte sie aus all dem Angeschmiedeten herauskommen ohne Schmiede?
Es dauerte Jahre, bis die Prinzessin von allein dünn genug geworden war, aus dem letzten Reifen herauszuschlüpfen. Aber als sie das geschafft hatte, lächelte sie ihrem immer noch goldenen Gatten kurz zu und konnte sich ganz langsam entfernen, da er sich ja sowieso nicht besonders gut rühren konnte. Und sie begann den einzigen Jüngling, der ihr damals gar nichts mitgebracht hatte, zu suchen. Oder zumindest jemanden, der ihm recht ähnlich schaute.
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Manche werden es nie begreifen ...

*ganz besonders manche (sic(!)) HUNDEBESITZER!!!*

Vor ungefähr einem Jahr wurde unter großem medialen Getöse – sogar der ORF war gekommen – ein Baggerpark für Kinder beim Alberner Hafen eröffnet. Damals schenkte ich meinem Taufkind zum Geburtstag einen Nachmittag dort, die Herrschaften waren vorher schon am Telefon sehr freundlich, sicherten zu, dass ihr Angebot auch für behinderte Kinder geeignet sei, und hatten damit zweifellos Recht. Ein gelungener Tag, ein zufriedenes Kind, nur meine Freundin, die Kindesmutter, hatte furchtbar Zahnweh, wofür die Betreiber des Parks natürlich nichts konnten.
Heute – der Kleine ist immer noch ein sehr, sehr großer Baggerfan, weshalb wir ab und zu auch allen Baustellen in der Umgebung lange Besuche abstatten müssen - wiederholten wir höchst origineller Weise das Geschenk. Ich hatte per e-mail reserviert, und kurz vorher noch persönlich vorbei geschaut – wegen der kleinen Konkurrenzveranstaltung auf der Donauinsel war genau gar nichts los.
Als wir dann alle gemeinsam hinkamen, kam ein großer Hund bellend auf uns zu. Keine Leine, kein Beißkorb, und natürlich nur uns nicht erkenntliche offensichtliche Freudenäußerungen des Tiers, die selbst mich ordentlich erschreckten. Mein Taufkind hatte ich an der Hand, es kann nicht sprechen, seine Gefühle – Furcht zum Beispiel – kann es aber mehr als deutlich äußern. Und es fürchtete sich. „Nehmen Sie den Hund weg!“ riefen wir, als die Besitzer daher kamen. „Der tut eh nix“, bekamen wir zur Antwort. Nach einigem Hin und Her konnten wir das Gelände betreten, dieser Hund wurde angehängt, und stellte sein Gebell darauf hin nicht mehr ein. Mit dem anderen Hund, der ebenfalls ohne Leine und Maulkorb da war, passierte nichts dergleichen. Der hatte allerdings auch nicht gebellt.
Mein Taufkind wollte natürlich nur zu den Baggern, er und sein Vater waren dort einmal sicher untergebracht.
„Mir geht es ums Prinzip“, sagte ich zu meiner Freundin und zum H., „reden wir mit dem Chef!“ Der stand ein wenig abseits, wir sprachen in wirklich ruhigem Ton mit ihm. „Wenn Sie da eine Aktion für Kinder aufziehen, wieso lassen Sie da die Hunde frei herumlaufen?“, wollte ich wissen „Das ist mein Privatgelände!“, war die erste Erklärung. „Haben Sie gesehen, wie sich das Kind gefürchtet hat?“ „Das ist mein Hund, der tut nix!“ „Die wenigsten Hundebesitzer würden vorher sagen, dass ihr Hund beißt, oder?“ „Wenn das (nämlich der zweite) Ihr Hund ist, wieso rennt der dann frei herum?“ Wir hatten nämlich gedacht, der ruhigere, wenn auch nicht unbedingt kleinere der beiden Hunde hätte einem anderen Gast gehört. „Ich würde meinen Hund nie anhängen, das würden Sie doch mit einem Menschen auch nicht tun!“ Bei der Aussage drehte ich mich zu meiner Freundin, ich kenne sie lange genug, um zu wissen, dass sie genau wie ich mittlerweile vor Wut kochen musste. „Komm lass es, da hat es keinen Sinn mehr zu diskutieren!“ Und wir beide gingen. Der H. blieb noch stehen, und redete weiter, der H. ist fast durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Dem H. hat der Besitzer dann erklärt, dass er uns die Viertelstunde Baggerfahren spendiere, und dass wir uns danach bitte nie wieder blicken lassen sollten. Der andere Hund bellte immer noch, ein Angestellter kam zu uns und versuchte uns zu erklären, dass er ja nur belle, weil er beleidigt sei, da er uns doch nur begrüßt habe, und wie wir das denn aushielten, dass das arme Tier da jetzt ungerecht behandelt werde. Wenn er denn so tierlieb sei, sagte ich, dann solle er doch bitte mit dem armen Tier spazieren gehen, solange wir noch da seien, dann wäre das Problem doch auch gelöst. Kaum war die erste Viertelstunde zu Ende hatten wir auch schon die Abschlussurkunde für „gelungenes Baggerfahren“ oder so ähnlich in der Hand.

Ich will gerecht sein, die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Das komme überhaupt nicht in Frage, dass wir jetzt gehen, sagte ich zu meiner Freundin, die sich tatsächlich auch vor Hunden fürchtet. Für Hundebesitzer muss das irgendeine Art völlig abnormes Verhalten sein, ich persönlich werte genug Unfallstatistiken aus, um zu wissen, dass oft genug Hunde zubeißen, ganz sicher haben die alle vorher noch nie was getan, sonst wären sie ja schon eingeschläfert worden. Es gibt also unbegründetere Ängste. „Mein Kind weiß gar nicht, welches Opfer wir ihm da bringen!“ sagte meine Freundin. „Der Kleine würde gerne noch Mal“, sagte ich sehr bestimmt zum Betreiber. Vielleicht hab ich aber auch nur mehr Charme als der H., das sei ja kein Problem, antwortete der.
Die nächste Runde Baggerfahren bewältigte ich mit meinem Taufkind – zugegebenermaßen völlig ungeübt und vielleicht auch unbegabt darin, gelang es mir nicht uns so rasch als möglich aus einer recht unangenehmen Schieflage zu befreien. Der Besitzer eilte herbei und half uns zurück in die Normale – ein Bagger könne gar nicht kippen, so sei er konstruiert, behauptete er. Auch hier irrt er, aber das führt nun wirklich zu weit.

Mein Taufkind wollte noch ein drittes Mal Baggerfahren, aber jetzt mit dem ganz großen. Auf den dürfen die Kinder nicht alleine hinauf, der Betreiber bot uns an, dass er das übernehme. In der Zwischenzeit rannte auch der erste Hund wieder frei herum, allerdings hatten sie ihm jetzt etwas übers Maul gepickt. Als die beiden zurückkamen, wiederholten wir das Gespräch von vorhin. „Sie müssen das Kind an Tiere gewöhnen!“ sagte der Betreiber, wie hätte er auch wissen sollen, dass mein Taufkind auch schon Therapien mit Tieren gemacht hat. Das sei nicht das Problem, sagten wir, ein Hund in einer Einrichtung für Kinder solle einfach nicht völlig ungesichert sein. Der tue nix, er wisse das, sagte sein Besitzer. Sie werden es einfach nie begreifen, oder?
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hier fehlt was;-)

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