Donnerstag, 29. März 2007

wie ich diese woche äußerst berühmt geworden bin

Zwischen Weihnachten und Neujahr war einem Kollegen von mir ein bisschen fad. Geh, la-mamma, könnt' ma ned vielleicht so als Art Faschingsthema die Arbeitsunfälle nach Sternzeichen auswerten?, frug er mich, und weil mir am 28.12. auch nicht gerade alle anderen die Türen einrannten, ich aber andererseits im Büro eh nur ganz eingeschränkt im Internet surfen darf (bloggen schon überhaupt nicht …), ich außerdem mit dem Standard, dem Frühstückskaffee, der Vormittagsjause und den laufenden Anfragen schon fertig war, begab es sich, dass ich mit Hilfe der Datumsangaben im Kronenzeitungshoroskop, anfing, Sternzeichen für Sternzeichen in meiner allumfassenden Datenbank abzufragen. Für den Steinbock gab ich mir extra Mühe, den fragte ich auf zweimal ab, bis heute überlege ich, ob ich da weniger umständlich sein hätte können. Und komischerweise – es kam nicht wirklich für jedes Tierkreiszeichen dasselbe heraus. Ich zog meinen Kalender zu Rate – tatsächlich, der Februar und mit ihm die Fische haben an weniger möglichen Tagen Geburtstag! Die Löwen haben dagegen an 32 möglichen Tagen, die hatten auch die meisten Unfälle. Aber – dann fasste ich einen großartigen Beschluss – ich würde noch die Zahl der Unfälle durch die möglichen Tage dividieren – und siehe da - Fische waren immer noch am schlechtesten, Löwen auf einmal im Durchschnitt. Weil es nunmehr immer noch nicht Zeit zum Heimgehen war, verfasste ich noch launische zehn Zeilen dazu, schickte sie an meinen Kollegen und wünschte ihm ein Frohes Neues Jahr.
Irgendwann im Jänner bekam ich eine Art Entwurfsfassung eines kleinen, netten Artikels für unser punktipunktimagazin vom Herrn Kollegen, mit einem deutlichen Augenzwinkern und vor allem in meinem Namen geschrieben. Jetzt ist ja die Eitelkeit auch ein Luder, ich fühlte mich gehörig geschmeichelt, dass sogar ein kleines Bildchen von mir dabei sein sollte.
Irgendwann im Februar erschien die Zeitung und von da war alles Weitere nicht mehr aufzuhalten. „Grüß Gott, ich ruf an, von der Zeitung!“ „Von welcher Zeitung?“. „Na vom punktipunktimagazin, da steh´n´S ja drin, des san doch Sie, oder?“ „Ach so, ja, aber das war nicht ganz ernst gemeint!“ „Nicht? Sie können mir jetzt gar nix sagen wegen nächster Woche?“ … Und das war nicht die Einzige. Ich wertete die Freitage, die Dreizehnten aus. Ich wertete den Einfluss des Vollmonds aus. Und – und das war das nächste Mosaiksteinchen – ein Herr Chefredakteur von „heute“ rief an. Er hätte das gerne genauer.
Interessant, dachte ich, wer so aller unser punktipunktimagazin liest. Und in meiner unendlichen Güte schickte ich ihm nicht etwa die Auswertung für den Kollegen, nein ich aktualisierte das Ganze mit den Vorjahreszahlen. Und nach Männlein und Weiblein. Und den Text schrieb ich auch ein bisschen um.
Zwei Wochen lang passierte nix.
Ich gehe zu Fuß zur Arbeit oder fahre mit dem Auto. Bei mir fragen viele Journalisten irgendetwas nach. Ich wusste gar nicht, wie die U-Bahnzeitung in Wien heißt. Jetzt weiß ich’s. Ich wusste auch gar nicht, wer die U-Bahnzeitung aller liest. Und was die U-Bahnzeitung mit ihrem Aufmacher auslösen kann.
„Erste Unfallstatistik nach Sternzeichen!“ groß und fett auf Seite eins. Bericht auf Seite 8. Ich sah nobel darüber hinweg, dass der Bericht mit meinem Text genau gar nichts mehr zu tun hatte. Hauptsache mein Name war richtig geschrieben!
Ich hab zwei diesbezügliche Interviews an gar nicht so kleine Radiosender gegeben. Ausgerechnet Ö3 hat extra angerufen und sich nach den Diskrepanzen in den Werten erkundigt. (Hut ab vor deren Redakteuren, solche Sorgfalt hätte ich dort gar nicht vermutet). Und als Krönung: Ich wurde am Abend in den zum Glück unter jeglicher Wahrnehmungsschwelle liegenden Sender puls-tv geladen – als „neutrales Element“, das die Diskussion ausgelöst hatte – neben mir eine Astrologin und ein Philosoph, die den „talk of town“ mit mir bestreiten sollten.
Mein Haarwaschplan für diese Woche war durcheinander. Sollte ich noch extra Gewand einkaufen gehen? Nix Kariertes, nix mit Pepita oder Hahnentritt, nix Kleingemustertes – und nicht im Abendkleid, sie seien ein junger Sender – so die Redakteurin. Nix Businessmäßiges, nix Ausgeflipptes – so unser Öffentlichkeitsmaxi, ich solle in legerer Urlaubskleidung gehen, Jeans gingen auch. Ich bin aber FKK-Fan und verbringe viel Zeit auf Metal-Camps und anderen einschlägigen Festivals, aber das weiß der Kollege eher nicht. Nichts von meinen Lieblingssachen passt mir mehr so richtig, seit ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Ich hasse Einkaufen. Und so weiter …
Ich kam jedenfalls angezogen und überpünktlich hin – nona. Geschminkt haben Sie mich wirklich gut, auch optimal vorbereitet. Fünf Minuten mit der Moderatorin davor – da bleibt dir gar keine Zeit nervös zu werden. Wenn dir die Frage, bei der du im Vorfeld drum gebeten hast, sie eher nicht zu stellen, gleich als erste gestellt wird, dann erschüttert dich der Rest auch nicht mehr. Du schaffst es sogar, dich nicht zu fest an den Tisch zu lehnen, denn der hat kleine Rollen und rutscht sonst weg. Du schaffst es, in ganzen Sätzen zu sprechen, die auch halbwegs verständlich klingen. Du schaffst es sogar, dabei zu lächeln.
*
Leider ist meine Viertelstunde Ruhm jetzt wohl endgültig ausgeschöpft. Schlagzeugerinnen stehen einfach nicht im Mittelpunkt. Braucht wer eine telegene?
1892 mal angeklickt. oder gar gelesen?

hier fehlt was;-)

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