als ich studiert hab, gab es keine studiengebühren. gott sei dank, denn meine eltern hätten es sich nicht leisten können (vielleicht auch nicht wollen), und für ein stipendium war ich leider nicht gut genug.
es ist nämlich nicht so, dass wenn das studium gratis ist, man keine lebenskosten hat, kein zimmer im studentenheim und nix zu essen braucht. das heißt, ich hab während meines studiums immer babygesittet, serviert, geputzt, gearbeitet. irgendwann bin ich draufgekommen, dass ich mich nicht mein leben lang mit technischen texten über elektrische fernthermometer herumschlagen will - obwohl ich die sprachen geliebt hab.
also hab ich nach 7 semestern beschlossen, die sozak zu machen - auch hier habe ich ganze zeit nebenbei gearbeitet, beim orf, im landesstudio niederösterreich hab ich die sendung "munter in den morgen" betreut.
einen kredit zurückzahlen mit dem, was man im sozialbereich verdient? *lächelt leise*
ich find ja trotzdem, dass mein erststudium nicht für die nüsse war und es mich auch geprägt hat. außerdem hab ich in dieser zeit dinge gelernt, die für mein leben total wichtig waren: risiko-spielen, billard, philosophieren, politisch aktiv sein (bei "amnesty for women") und ich find, dass der staat so viel geld für so viele unnötige dinge ausgibt, dass ihm die bildung seiner bürgerInnen etwas mehr wert sein müsste.
meine mutter war in karenz, mein vater arbeitslos, als ich zu studieren begann. "studieren ist luxus" war der standardspruch, den ich zuhause hörte. meine eltern zahlten die miete und ein taschengeld, welches gerade so für bücher und unterhalt reichte. also - ebenfalls - nebenjob.
nach fünf semester und dem 1. diplom hab ich mein studium - wie ich dachte - vorübergehend abgebrochen und begann zu arbeiten.
das studium hab ich bis heute nicht wieder aufgenommen. publizistik …
einen kredit zurückzahlen? das geht noch weiter in die richtung, als es das jetzt schon passiert: studiert wird nur für "gut bezahlte" jobs. was anderes kann man sich dann ja noch weniger leisten. die schon erwähnten sozialen bereiche, die künstlerischen bereiche, und wahrscheinlich noch ein paar mehr.
was bliebe? medizin? WU? das eine oder andere technische studium?
was mich damals jedoch schon störte: hätte ich nach der matura ein jahr gearbeitet. ausschliesslich gearbeitet um praxis zu bekommen, hätte ich die kinderbeihilfe auf immer verwirkt. ohne der kinderbeihilfe hätten meine eltern mein studium noch weniger akzeptiert/finanziert. ich bin aber nach wie vor davon überzeugt, dass es eine ganze reihe studien gibt, wo ein verpflichtendes praktikum vor studienantritt einige davon überzeugen könnte, dass das ausgesuchte studium doch nicht das passende ist …
Das Argument mit den Lebenserhaltungskosten geht verloren. Sowohl hier bei la-mamma, die sich selbst erhalten konnte, als auch in meinen Darstellungen, wo ein Stipendium eben nicht nur die Studiengebühren sondern auch die Lebenskosten beinhalten muss.
Was Stipendien in angelsächsischen Ländern auch tun, wenn der Erfolg groß und das Vermögen der Eltern nicht vorhanden ist.
Aber ich stehe zu meiner Meinung, dass man sich das Studium in erster Linie verdienen muss und kein a-priori-Anrecht darauf hat. Und das gilt auch für die, welche reiche Eltern haben.
Also konkret: entweder Aufnahmsprüfungen oder Numerus Clausus.
du meinst, das maturazeugnis oder die aufnahmeprüfung fürs medizinstudium sagen tatsächlich aus, ob jemand ein guter arzt/eine gute ärztin wird? ob er die menschen, mit denen er arbeitet, mag? sich für sie interessiert, als ganzes? mit ihnen kommunzieren kann oder sie wie kaputte geräte betrachtet, die man reparieren muss?
oder im fall der lehrer. nur weil jemand grandios in mathematik oder physik ist bedeutet das noch lange nicht, dass er das zeug dazu hat, es kindern beizubringen und sie zu begeistern.
wenn schon zugangsbeschränkungen, dann solche, wie irish... sie fordert. praktika in diesen bereichen und wo die betroffenen ein gefühl für diesen beruf kriegen und so die entscheidung treffen können, ob das passt oder nicht.
Als ich studiert habe (in der DDR), gab es für alle ein Stipendium. Das betrug 200 Mark, was bei einem Wohnheimplatz für 10 Mark für ein sehr knappes Asukommen gereicht haben könnte. Ich weiß es nicht genau, denn ich habe 450 Mark bekommen (wegen längerer Armeedienstzeit und sehr guter Studienleistungen). Am Ende des Studiums hatte ich mehr auf dem Konto als vorher. Arbeit nebenbei und Überziehung des straff organisierten Studiums waren nicht vorgesehen, mit einer Ausnahme für Frauen, die während des Studiums ein oder mehrere Kinder bekommen haben.
Sehr viele aktuelle Studien in Deutschland haben gezeigt, dass sowohl die Schul- als auch die Berufsabschlüsse sehr stark vom Einkommen der Eltern abhängen. Das schadet nicht nur den Einkommensschwachen, sondern es schadet insgesamt der Gesellschaft, wenn Talente so verkümmern. Es gibt eigentlich nur eine vernünftige Lösung: Man muss die komplette Kindererziehung und Bildung kostenlos anbieten, vom Kindergarten über die Schule bis einschließlich der ersten fünf bis sechs Jahre Studium. Und während des Studiums muss man den Studenten ihren Lebensunterhalt finanzieren. Studenten sind Erwachsene und sollten nicht vom Einkommen ihrer Eltern abhängig sein, wenn sie eine eigenständige Leistung erbringen, denn das ist das Studium.
Das Geld zur Finanzierung des Bildungssystems im Algemeinen und des Lebensunterhalts der Studenten kann man sich über Einkommenssteuern zurück holen, je nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen.
@testsiegerin: die eklatanten einkommensunterschiede sind absolut ungerecht und ungerechtfertigt, das wird mir nie jemand erklären können, warum eine stunde "management" tausendmal mehr wert sein soll als eine stunde "sozialarbeit" ...
@irishwolfhound: seh ich genau so, praktika ganz am anfang können sehr erhellend sein! - und damit gleich die überleitung
@steppenhund/eignung: dann würde man nämlich rascher draufkommen und könnte natürlich genau da selektionskriterien definieren. ansonsten halte ich ja auch unser schulsystem (noch) für derartig heterogen, dass maturazeugnisse als vergleichsgrundlage, bzw. zur beurteilung irgendwelcher eignungen geradezu eine gemeinheit wären.
@köppnick: das kostenlose anbieten reicht leider nicht - es kommt mehr auf die qualität an! im vor- und volksschulbereich liegt die bei uns schlicht völlig im argen - in der sekundarstufe werden seit ewigkeiten mit immer den gleichen (auch sehr dummen) argumenten jegliche reformen verhindert und am ende wundern wir uns, dass viele der studierenden den "erwartungen" wenig entsprechen.
als ich studiert hab, gab es keine studiengebühren. gott sei dank, denn meine eltern hätten es sich nicht leisten können (vielleicht auch nicht wollen), und für ein stipendium war ich leider nicht gut genug.
es ist nämlich nicht so, dass wenn das studium gratis ist, man keine lebenskosten hat, kein zimmer im studentenheim und nix zu essen braucht. das heißt, ich hab während meines studiums immer babygesittet, serviert, geputzt, gearbeitet. irgendwann bin ich draufgekommen, dass ich mich nicht mein leben lang mit technischen texten über elektrische fernthermometer herumschlagen will - obwohl ich die sprachen geliebt hab.
also hab ich nach 7 semestern beschlossen, die sozak zu machen - auch hier habe ich ganze zeit nebenbei gearbeitet, beim orf, im landesstudio niederösterreich hab ich die sendung "munter in den morgen" betreut.
einen kredit zurückzahlen mit dem, was man im sozialbereich verdient? *lächelt leise*
ich find ja trotzdem, dass mein erststudium nicht für die nüsse war und es mich auch geprägt hat. außerdem hab ich in dieser zeit dinge gelernt, die für mein leben total wichtig waren: risiko-spielen, billard, philosophieren, politisch aktiv sein (bei "amnesty for women") und ich find, dass der staat so viel geld für so viele unnötige dinge ausgibt, dass ihm die bildung seiner bürgerInnen etwas mehr wert sein müsste.
ich schliesse mich an.
nach fünf semester und dem 1. diplom hab ich mein studium - wie ich dachte - vorübergehend abgebrochen und begann zu arbeiten.
das studium hab ich bis heute nicht wieder aufgenommen. publizistik …
einen kredit zurückzahlen? das geht noch weiter in die richtung, als es das jetzt schon passiert: studiert wird nur für "gut bezahlte" jobs. was anderes kann man sich dann ja noch weniger leisten. die schon erwähnten sozialen bereiche, die künstlerischen bereiche, und wahrscheinlich noch ein paar mehr.
was bliebe? medizin? WU? das eine oder andere technische studium?
was mich damals jedoch schon störte: hätte ich nach der matura ein jahr gearbeitet. ausschliesslich gearbeitet um praxis zu bekommen, hätte ich die kinderbeihilfe auf immer verwirkt. ohne der kinderbeihilfe hätten meine eltern mein studium noch weniger akzeptiert/finanziert. ich bin aber nach wie vor davon überzeugt, dass es eine ganze reihe studien gibt, wo ein verpflichtendes praktikum vor studienantritt einige davon überzeugen könnte, dass das ausgesuchte studium doch nicht das passende ist …
das gibt es aber bis heute nicht. warum?
Was Stipendien in angelsächsischen Ländern auch tun, wenn der Erfolg groß und das Vermögen der Eltern nicht vorhanden ist.
Aber ich stehe zu meiner Meinung, dass man sich das Studium in erster Linie verdienen muss und kein a-priori-Anrecht darauf hat. Und das gilt auch für die, welche reiche Eltern haben.
Also konkret: entweder Aufnahmsprüfungen oder Numerus Clausus.
du meinst, das maturazeugnis oder die aufnahmeprüfung fürs medizinstudium sagen tatsächlich aus, ob jemand ein guter arzt/eine gute ärztin wird? ob er die menschen, mit denen er arbeitet, mag? sich für sie interessiert, als ganzes? mit ihnen kommunzieren kann oder sie wie kaputte geräte betrachtet, die man reparieren muss?
oder im fall der lehrer. nur weil jemand grandios in mathematik oder physik ist bedeutet das noch lange nicht, dass er das zeug dazu hat, es kindern beizubringen und sie zu begeistern.
wenn schon zugangsbeschränkungen, dann solche, wie irish... sie fordert. praktika in diesen bereichen und wo die betroffenen ein gefühl für diesen beruf kriegen und so die entscheidung treffen können, ob das passt oder nicht.
Sehr viele aktuelle Studien in Deutschland haben gezeigt, dass sowohl die Schul- als auch die Berufsabschlüsse sehr stark vom Einkommen der Eltern abhängen. Das schadet nicht nur den Einkommensschwachen, sondern es schadet insgesamt der Gesellschaft, wenn Talente so verkümmern. Es gibt eigentlich nur eine vernünftige Lösung: Man muss die komplette Kindererziehung und Bildung kostenlos anbieten, vom Kindergarten über die Schule bis einschließlich der ersten fünf bis sechs Jahre Studium. Und während des Studiums muss man den Studenten ihren Lebensunterhalt finanzieren. Studenten sind Erwachsene und sollten nicht vom Einkommen ihrer Eltern abhängig sein, wenn sie eine eigenständige Leistung erbringen, denn das ist das Studium.
Das Geld zur Finanzierung des Bildungssystems im Algemeinen und des Lebensunterhalts der Studenten kann man sich über Einkommenssteuern zurück holen, je nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen.
da unterschreib ich auch vieles
@irishwolfhound: seh ich genau so, praktika ganz am anfang können sehr erhellend sein! - und damit gleich die überleitung
@steppenhund/eignung: dann würde man nämlich rascher draufkommen und könnte natürlich genau da selektionskriterien definieren. ansonsten halte ich ja auch unser schulsystem (noch) für derartig heterogen, dass maturazeugnisse als vergleichsgrundlage, bzw. zur beurteilung irgendwelcher eignungen geradezu eine gemeinheit wären.
@köppnick: das kostenlose anbieten reicht leider nicht - es kommt mehr auf die qualität an! im vor- und volksschulbereich liegt die bei uns schlicht völlig im argen - in der sekundarstufe werden seit ewigkeiten mit immer den gleichen (auch sehr dummen) argumenten jegliche reformen verhindert und am ende wundern wir uns, dass viele der studierenden den "erwartungen" wenig entsprechen.
genau! Besonders den letzten Abschnitt möchte ich unterstreichen.