tennis-special
ich dachte ja, ich hätte mit dem tennisspielen längst abgeschlossen, aber da der a. nur von mir jetzt genau darin unterrichtet werden will, und da ich dem demnächst entsprechend hier zu würdigenden photographen des soeben von mir erworbenen bildes ebendiese zusage gerade gemacht habe, frisch aus dem archiv des legendären und mittlerweile endgültig eingegangenen satiremagazins "der herbst":
Da ich mich nicht mit mir auseinandersetzen mag, fallen die langweiligen Ausdauersportarten für mich flach, woran sollt ich denn beim Dauerlaufen, Ärmelkanalüberqueren oder der siebzehnten Glockneretappe denken? Abgesehen davon, dass das in echte Anstrengung ausarten könnte, so mit ungutem Schwitzen oder elendem Herzklopfen verbunden.
Nein, ich bevorzuge die T-Sportarten: Tanzen und Tennis. Wieso Tanzen was Schönes ist, brauch ich ja fast keiner Frau und kann ich ja fast keinem Mann erklären. Also bleiben wir beim Tennis: Seit Jahr und Tag - also um genau zu sein seit mehr als der Hälfte meines bisher auf Erden verbrachten Lebens, komme ich in sehr regelmäßigen Abständen auf die Idee, kleine gelbe Bälle ( - zu Anfang waren sie noch weiß, aber ich will ja nicht sentimental sein - ) irgendwie im Spiel zu halten. Damit hab ich auch schon deutlich gesagt, was ich beim Tennisspielen tue: ich bin eine „Wand“. Viel interessanter ist aber, was meine Gegner tun: Sie verzweifeln (zumindest ein paar) oder sie haben sich im Lauf der Jahre immer subtilere Taktiken, mich zu besiegen, ausgedacht (zumindest der letzte Tennispartner, der mir verblieben ist).
Und mit dem schaut das dann so aus: Beim Schlägerauspacken kommt die Kurzbeschreibung seines aktuellen Lotterlebens. Wenn er gerade nicht am Vortag durchgemacht hat, ist er sonst irgendwie indisponiert: verkühlt, Kreuzweh, Knieschmerzen ... irgendetwas, das mir sagt, dass ich ein wenig Mitleid walten lassen könnte. Oder das mich in trügerischer Sicherheit wiegen soll, denn ich geh natürlich immer extra zeitig schlafen, bin frei von jeglichen Körpergebrechen und hab überhaupt eine Rossnatur. Als nächstes wird noch kurz über Überarbeitung gejammert, auch wenig glaubwürdig, da wir lang in derselben Abteilung gewerkt haben. Diesbezüglich hülle ich mich aber lieber in Schweigen. „Man soll das Ansehen der Firma nicht schädigen“, hab ich schließlich auch mal unterschrieben.
Dann packt er seine Bälle aus. Die sind entweder äußerst alt oder nagelneu und steinhart. Je nachdem. (Meine nehmen wir eigentlich nie, denn die sind noch älter oder vom ewigen im Kofferraumliegen noch schlechter...) Ich renne noch einmal zum Auto zurück und hol mir meine Brille. Dieses Eingeständnis an meine Kurzsichtigkeit verhilft mir wenigstens zu Ausreden, wie zu blendendes Licht, ich mag nicht bei Nieselregen spielen oder kurzen Putzverweilpausen.
Es folgt das sogenannte Einschlagen. Dabei wäre es wirklich fein, ein paar mal hin und her zu schupfen, auf dass sich die müden Knochen ein wenig an das Kommende gewöhnen könnten. Leider seh das nur ich so, F. (Vorname wird auf Anfrage von mir nachgeliefert) hält es mehr mit dem „Durchziehen“, was die meisten Bälle ins extreme Out befördert. (Im näheren Out renn ich schon hin, ich bin da nicht so pingelig.)
Wenn ich müde vom Aufklauben, der Hauptbeschäftigung der ersten Viertelstunde bin, spielen wir ein Match. Jetzt droht mir echte Gefahr. F. verfügt über ein ausgezeichnetes Ziel beim ersten Aufschlag. Natürlich nicht dieses kleine Viereck, wo der Ball hingehört, sondern mich! Meistens kann ich ausweichen, aber ich muss schon sehr schnell sein dafür. Außerdem bin ich ja auch ziemlich groß, also generell leichter zu treffen – das merk ich auch dann, wenn er ans Netz stürmt.
Nun übe ich meine Geduld: Vor dem zweiten Aufschlag bindet er sich die Schuhbänder neu. Oder hebt ein paar Bälle auf. Oder erzählt schnell was den Nachbarn. Oder drapiert die Sonnenbrille anders. Oder zieht mit dem Schuh die Linie nach. Da gibt’s wirklich viele Möglichkeiten.
Wenn ich gerade aufschlage, gibt’s eine Lektion in Demut. Eigentlich sollte da ja ich nach vorne gehen können, aber es gibt kaum einen Ball von mir, den er für einen Angriff seinerseits für ungeeignet hält. Prinzipiell hat er da ja auch recht, mich rettet nur, dass dieselben nicht immer so toll ausfallen. Und es kränkt mich auch nicht im mindesten, dass er sich bei meinem ersten Aufschlag grundsätzlich weit ins Feld hinein stellt.
Wie immer wir dann weiterspielen, eine Folge hab ich im Lauf der Zeit auch immer wieder bemerkt: Wenn er gewinnt, wissen das am nächsten Tag alle, die gar nicht danach gefragt haben. Wenn ich gewinne, könnt ich’s ja selbst erzählen, tu ich aber nicht!
Rückschläge
Manche meinen, Sport diene der körperlichen Ertüchtigung und das wäre irgendwie die Voraussetzung für einen gesunden Geist. Das ist natürlich völliger Humbug. Sport ist schon auch eine geistige Angelegenheit!Da ich mich nicht mit mir auseinandersetzen mag, fallen die langweiligen Ausdauersportarten für mich flach, woran sollt ich denn beim Dauerlaufen, Ärmelkanalüberqueren oder der siebzehnten Glockneretappe denken? Abgesehen davon, dass das in echte Anstrengung ausarten könnte, so mit ungutem Schwitzen oder elendem Herzklopfen verbunden.
Nein, ich bevorzuge die T-Sportarten: Tanzen und Tennis. Wieso Tanzen was Schönes ist, brauch ich ja fast keiner Frau und kann ich ja fast keinem Mann erklären. Also bleiben wir beim Tennis: Seit Jahr und Tag - also um genau zu sein seit mehr als der Hälfte meines bisher auf Erden verbrachten Lebens, komme ich in sehr regelmäßigen Abständen auf die Idee, kleine gelbe Bälle ( - zu Anfang waren sie noch weiß, aber ich will ja nicht sentimental sein - ) irgendwie im Spiel zu halten. Damit hab ich auch schon deutlich gesagt, was ich beim Tennisspielen tue: ich bin eine „Wand“. Viel interessanter ist aber, was meine Gegner tun: Sie verzweifeln (zumindest ein paar) oder sie haben sich im Lauf der Jahre immer subtilere Taktiken, mich zu besiegen, ausgedacht (zumindest der letzte Tennispartner, der mir verblieben ist).
Und mit dem schaut das dann so aus: Beim Schlägerauspacken kommt die Kurzbeschreibung seines aktuellen Lotterlebens. Wenn er gerade nicht am Vortag durchgemacht hat, ist er sonst irgendwie indisponiert: verkühlt, Kreuzweh, Knieschmerzen ... irgendetwas, das mir sagt, dass ich ein wenig Mitleid walten lassen könnte. Oder das mich in trügerischer Sicherheit wiegen soll, denn ich geh natürlich immer extra zeitig schlafen, bin frei von jeglichen Körpergebrechen und hab überhaupt eine Rossnatur. Als nächstes wird noch kurz über Überarbeitung gejammert, auch wenig glaubwürdig, da wir lang in derselben Abteilung gewerkt haben. Diesbezüglich hülle ich mich aber lieber in Schweigen. „Man soll das Ansehen der Firma nicht schädigen“, hab ich schließlich auch mal unterschrieben.
Dann packt er seine Bälle aus. Die sind entweder äußerst alt oder nagelneu und steinhart. Je nachdem. (Meine nehmen wir eigentlich nie, denn die sind noch älter oder vom ewigen im Kofferraumliegen noch schlechter...) Ich renne noch einmal zum Auto zurück und hol mir meine Brille. Dieses Eingeständnis an meine Kurzsichtigkeit verhilft mir wenigstens zu Ausreden, wie zu blendendes Licht, ich mag nicht bei Nieselregen spielen oder kurzen Putzverweilpausen.
Es folgt das sogenannte Einschlagen. Dabei wäre es wirklich fein, ein paar mal hin und her zu schupfen, auf dass sich die müden Knochen ein wenig an das Kommende gewöhnen könnten. Leider seh das nur ich so, F. (Vorname wird auf Anfrage von mir nachgeliefert) hält es mehr mit dem „Durchziehen“, was die meisten Bälle ins extreme Out befördert. (Im näheren Out renn ich schon hin, ich bin da nicht so pingelig.)
Wenn ich müde vom Aufklauben, der Hauptbeschäftigung der ersten Viertelstunde bin, spielen wir ein Match. Jetzt droht mir echte Gefahr. F. verfügt über ein ausgezeichnetes Ziel beim ersten Aufschlag. Natürlich nicht dieses kleine Viereck, wo der Ball hingehört, sondern mich! Meistens kann ich ausweichen, aber ich muss schon sehr schnell sein dafür. Außerdem bin ich ja auch ziemlich groß, also generell leichter zu treffen – das merk ich auch dann, wenn er ans Netz stürmt.
Nun übe ich meine Geduld: Vor dem zweiten Aufschlag bindet er sich die Schuhbänder neu. Oder hebt ein paar Bälle auf. Oder erzählt schnell was den Nachbarn. Oder drapiert die Sonnenbrille anders. Oder zieht mit dem Schuh die Linie nach. Da gibt’s wirklich viele Möglichkeiten.
Wenn ich gerade aufschlage, gibt’s eine Lektion in Demut. Eigentlich sollte da ja ich nach vorne gehen können, aber es gibt kaum einen Ball von mir, den er für einen Angriff seinerseits für ungeeignet hält. Prinzipiell hat er da ja auch recht, mich rettet nur, dass dieselben nicht immer so toll ausfallen. Und es kränkt mich auch nicht im mindesten, dass er sich bei meinem ersten Aufschlag grundsätzlich weit ins Feld hinein stellt.
Wie immer wir dann weiterspielen, eine Folge hab ich im Lauf der Zeit auch immer wieder bemerkt: Wenn er gewinnt, wissen das am nächsten Tag alle, die gar nicht danach gefragt haben. Wenn ich gewinne, könnt ich’s ja selbst erzählen, tu ich aber nicht!
la-mamma - 22. Aug, 20:49
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