Lieber Xaver (8)!
„Ich bin der Kleinste in unserer Klasse“, hast du mir unlängst erklärt, und als ich dich damit trösten wollte, dass du ganz sicher noch wachsen wirst, hast du mich rasch unterbrochen, denn du seist doch sehr gerne klein. Gerade deshalb könntest du ja auch besonders schnell rennen und das hast du mir in unserem zum Glück nicht gerade kurzen Vorzimmer sofort demonstriert. Es stimmt: Bei unseren Wettrennen, mit denen ich dich immer noch weiterlocken kann, geht mir garantiert zuerst die Luft aus.
Wobei ich diesen Trick schon viel seltener anwenden muss – richtig stolz warst du, als du unserer spanischen Freundin einen besonders langen Weg vorausgegangen bist. Dass ihr zwei miteinander fast drei Stunden spazieren gegangen seid, ist wirklich Rekord. Aber auch uns hast du letztens mehrmals auf jeden in der Sonne glänzenden Eiszapfen und all die schneebedeckten Bäume hingewiesen, weil „das da jetzt richtig schön“ war.
Du bist auch gut darin geworden, mir alles Mögliche zu erklären: Ich weiß zum Beispiel jetzt, dass Träume stundenlang von den Bakterien (-dann davon haben wir ganz viele im Körper!) vorbereitet werden, und sie dann beim Anschauen aber nur ganz kurz dauern. Oder dass Lego Ninjago leider überhaupt nicht logisch ist. Letztens hast du von einer unnatürlichen Schwester gesprochen. Also einer unechten sozusagen. Na adoptiert halt, ich war da wirklich etwas schwer von Begriff.
Und was immer ich vorher gesagt habe – du hast mich auch schon einen „Wörtermörder“ genannt.
Es macht Spaß, mit dir zu spielen. Beim Vier-Gewinnt gewinnst du schon ganz schön oft (und ich bin keine schlechte Spielerin), beim Schach wirst du gleich gnadenlos, wenn ich dir nur ein bisschen geholfen habe und beim Uno oder Monopoly hast du einfach immer mehr Glück. Genau wie beim Roulette, für das wir uns den ganzen „Tisch“ erst aufmalen mussten, nachdem wir das verschimmelte Original aus dem uralten Spielekoffer entsorgt haben.
Sportlich bist du sowieso auch, alles andere wäre bei deinem Papa auch eher unerwartet. Ich bin für die Ballspiele zuständig, die fand ich immer schon lustiger als die Ausdauersportarten. Dass ich nach drei Stunden Schifahren weitaus müder war als du, ist aber vielleicht auch daran gelegen, dass uns da nur zwei Schlepplifte zur Verfügung gestanden sind und unser Größenunterschied – wie ja zu Beginn erwähnt – beträchtlich ist. Und natürlich war nur ich schuld, dass wir einmal aus dem Lift geflogen sind.
Ich scheine generell für alles verantwortlich zu sein, was dir gerade nicht passt, im Allgemeinen vergeht dein Zorn aber mittlerweile rasch. Wenn nicht, muss man dich völlig in Ruhe lassen, das ist leider für deine ein wenig ungeduldige Großmutter schlicht nicht zu verstehen. Oder nicht immer machbar, wenn ich zum Beispiel gerade etwas anderes vorhabe. Später hast du dann eine so liebe Art, dich zu entschuldigen, dass ich es dir wirklich abnehme, dass es dir leidtut, was immer du im Zorn von dir gegeben hast.
Ehrgeizig seist du auch ganz schön, hat mir deine Lehrerin gesagt. Manchmal hat sie da sicher Recht, genau wie du zu Recht stolz drauf bist, gut in Mathematik zu sein. Dass es dir eher kein besonderes Anliegen ist, für die wöchentlichen Diktate zu übern, müssen wir ihr ja nicht erzählen!
Lustig und schön war es auch, dich und deine Freunde gestern beim Bowlen zu beobachten. Auf der einen Seite eure Fröhlichkeit und eure theatralischen Fähigkeiten (- immer wenn ich hingesehen habe, hat sich einer von euch gerade auf den Boden geworfen -), auf der anderen wisst ihr alle schon, wie man miteinander rücksichtsvoll umgeht, bzw. ist Fairness ein ganz großer Wert geworden.
Alles Liebe zum 8. Geburtstag!
Wobei ich diesen Trick schon viel seltener anwenden muss – richtig stolz warst du, als du unserer spanischen Freundin einen besonders langen Weg vorausgegangen bist. Dass ihr zwei miteinander fast drei Stunden spazieren gegangen seid, ist wirklich Rekord. Aber auch uns hast du letztens mehrmals auf jeden in der Sonne glänzenden Eiszapfen und all die schneebedeckten Bäume hingewiesen, weil „das da jetzt richtig schön“ war.
Du bist auch gut darin geworden, mir alles Mögliche zu erklären: Ich weiß zum Beispiel jetzt, dass Träume stundenlang von den Bakterien (-dann davon haben wir ganz viele im Körper!) vorbereitet werden, und sie dann beim Anschauen aber nur ganz kurz dauern. Oder dass Lego Ninjago leider überhaupt nicht logisch ist. Letztens hast du von einer unnatürlichen Schwester gesprochen. Also einer unechten sozusagen. Na adoptiert halt, ich war da wirklich etwas schwer von Begriff.
Und was immer ich vorher gesagt habe – du hast mich auch schon einen „Wörtermörder“ genannt.
Es macht Spaß, mit dir zu spielen. Beim Vier-Gewinnt gewinnst du schon ganz schön oft (und ich bin keine schlechte Spielerin), beim Schach wirst du gleich gnadenlos, wenn ich dir nur ein bisschen geholfen habe und beim Uno oder Monopoly hast du einfach immer mehr Glück. Genau wie beim Roulette, für das wir uns den ganzen „Tisch“ erst aufmalen mussten, nachdem wir das verschimmelte Original aus dem uralten Spielekoffer entsorgt haben.
Sportlich bist du sowieso auch, alles andere wäre bei deinem Papa auch eher unerwartet. Ich bin für die Ballspiele zuständig, die fand ich immer schon lustiger als die Ausdauersportarten. Dass ich nach drei Stunden Schifahren weitaus müder war als du, ist aber vielleicht auch daran gelegen, dass uns da nur zwei Schlepplifte zur Verfügung gestanden sind und unser Größenunterschied – wie ja zu Beginn erwähnt – beträchtlich ist. Und natürlich war nur ich schuld, dass wir einmal aus dem Lift geflogen sind.
Ich scheine generell für alles verantwortlich zu sein, was dir gerade nicht passt, im Allgemeinen vergeht dein Zorn aber mittlerweile rasch. Wenn nicht, muss man dich völlig in Ruhe lassen, das ist leider für deine ein wenig ungeduldige Großmutter schlicht nicht zu verstehen. Oder nicht immer machbar, wenn ich zum Beispiel gerade etwas anderes vorhabe. Später hast du dann eine so liebe Art, dich zu entschuldigen, dass ich es dir wirklich abnehme, dass es dir leidtut, was immer du im Zorn von dir gegeben hast.
Ehrgeizig seist du auch ganz schön, hat mir deine Lehrerin gesagt. Manchmal hat sie da sicher Recht, genau wie du zu Recht stolz drauf bist, gut in Mathematik zu sein. Dass es dir eher kein besonderes Anliegen ist, für die wöchentlichen Diktate zu übern, müssen wir ihr ja nicht erzählen!
Lustig und schön war es auch, dich und deine Freunde gestern beim Bowlen zu beobachten. Auf der einen Seite eure Fröhlichkeit und eure theatralischen Fähigkeiten (- immer wenn ich hingesehen habe, hat sich einer von euch gerade auf den Boden geworfen -), auf der anderen wisst ihr alle schon, wie man miteinander rücksichtsvoll umgeht, bzw. ist Fairness ein ganz großer Wert geworden.
Alles Liebe zum 8. Geburtstag!
la-mamma - 1. Feb, 00:56
12 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
1890 mal angeklickt. oder gar gelesen?
bonanzaMARGOT - 1. Feb, 10:27
der kleinste war ich damals auch. machte nichts. ich kann mich nicht erinnern, deswegen gehänselt worden zu sein.
vielleicht sah ich damals schon größer aus, als ich tatsächlich war...
mein älterer bruder dagegen war der lange lulatsch.
vielleicht sah ich damals schon größer aus, als ich tatsächlich war...
mein älterer bruder dagegen war der lange lulatsch.
la-mamma - 1. Feb, 16:13
ja, ich fand es eh lustig, dass ich dachte, ich müsste ihn deshalb trösten. vielleicht weil kleine männer (und davon ist er ja noch weit entfernt) sich großen frauen (und dafür halten mich manche) gegenüber oft seltsam benehmen;-)
steppenhund - 1. Feb, 13:29
Na, vermisst er gar nicht seine Tante aus Dänemark?
la-mamma - 1. Feb, 16:14
und ob er die vermisst! aber was soll man machen, wenn die liebe wo hinfällt ...
steppenhund - 1. Feb, 17:44
Es ist auch wirklich verantwortungslos, sich einfach ins Ausland zu verlieben ::: :) :)
rosenherz - 2. Feb, 11:35
Schön! Die alljährliche (liebevolle) Gesamtschau auf das Kind und seinen jeweiligen Geburtstag lese ich gerne.
Danke fürs Teilhabenlassen im Blog. Ich fühle mich sogar inspiriert davon - und schreibe ein Tagebuch für mein Enkelkind in dieser Form. Offen gesagt, ich hätts gerne gehabt, wenn meine Großeltern oder meine Eltern solche "Briefe" damals verfasst hätten, als wir noch kleine Kinder war. Aber in meiner Familie hat keine einzige Person das Schreiben gepflegt, abgesehen von den Grußkarten zu Ostern und Weihnachten.
Danke fürs Teilhabenlassen im Blog. Ich fühle mich sogar inspiriert davon - und schreibe ein Tagebuch für mein Enkelkind in dieser Form. Offen gesagt, ich hätts gerne gehabt, wenn meine Großeltern oder meine Eltern solche "Briefe" damals verfasst hätten, als wir noch kleine Kinder war. Aber in meiner Familie hat keine einzige Person das Schreiben gepflegt, abgesehen von den Grußkarten zu Ostern und Weihnachten.
la-mamma - 2. Feb, 14:10
wenn er 18 ist, kriegt er´s gesammelt;-)
heuer hab ich irgendwann stichworte in seiner Gegenwart notiert, da wurde er schon ganz neugierig, mittlerweile liest er diese "briefe" auch durchaus schon selber ...
und fein, dass es ihnen gefällt, das freut mich!
heuer hab ich irgendwann stichworte in seiner Gegenwart notiert, da wurde er schon ganz neugierig, mittlerweile liest er diese "briefe" auch durchaus schon selber ...
und fein, dass es ihnen gefällt, das freut mich!
rosenherz - 2. Feb, 11:41
Ich war auch die Kleinste unter den Klassenkameraden. All die Schuljahre stand ich immer an der letzten Stelle in der Turnreihe. So sehr ich mich bemühte, wenigstens mal an vorletzter Stelle stehen zu kommen. Und jetzt als Erwachsene schauen fast alle anderen Erwachsenen auf mich herab.
la-mamma - 2. Feb, 14:11
ich hoffe, die schauen nur hinunter - und keinesfalls herab;-)
bonanzaMARGOT - 5. Feb, 07:08
fällt mir erst jetzt auf: xaver und schneemann ähneln sich!
la-mamma - 5. Feb, 09:27
sie wollen allen ernstes behaupten, dass MEIN kind glupschaugen, eine knollennase und einen kugelbauch hat?;-)))
bonanzaMARGOT - 6. Feb, 04:41
mit ein wenig abstraktem vorstellungsvermögen...
schau dir den mund an, das grinsen - ganz der schneeman!
schau dir den mund an, das grinsen - ganz der schneeman!
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