Meine weiße Latzhose
ein beitrag, zu kleider machen leute
Als meine Mama vom ersten Elternsprechtag in der zweiten Klasse Volksschule nach Hause kam und mir verkündete, dass ich in Schönschreiben und Handarbeiten keine Einser sondern Zweier im Zeugnis bekommen würde, legte ich mich aufs Bett und weinte eine halbe Stunde bitterlich.
Beides konnte ich nicht, weil ich ein nervöses Kind war, das immer schwitzige Hände hatte. Heute reagiert mein Handy oft nicht auf mein Wischen, weil die Hände immer so staubtrocken sind. Schönschreiben hab ich mir nach der Schule angewöhnt, weil wir auf der Uni damals nur nach unseren eigenen Mitschriften lernen konnten. Und Häkeln und Stricken waren bis vor ein paar Wochen noch immer nicht gerade meine größten Talente.
Ungefähr mit 12 schenkten mir meine Großeltern eine Nähmaschine. Und ab dem Zeitpunkt fand ich Handarbeiten überhaupt nicht mehr schrecklich. Weil es mir die Oma beibrachte. Weil es schnell ging. Weil sonst niemand einen Opa hatte, der die Nähmaschine auch reparieren und pflegen konnte. Heute reicht es bei mir zwar auch nur mehr zum Vorhänge Nähen und Hosen Kürzen, aber damals war ich plötzlich das größte Genie im Handarbeitsunterricht. Während die anderen noch die Fäden verkehrt herumwickelten, am Stoff herumzerrten, das Pedal völlig unkontrolliert traten, die falschen Stiche einstellten, Knopflöcher zunähten, Nadeln abbrachen, setzte ich mich hin und nähte und nähte.
Unsere damalige Handarbeitslehrerin war nicht besonders gut im Erklären und vor allem besonders schlecht im Zuschneiden. Während mir praktisch immer klar war, wie man einen Schnitt möglichst sparsam aufzulegen hatte, schnitt sie mit ungebremster Begeisterung durch nicht aufgefaltete Stoffbahnen, hatte überhaupt kein Gefühl dafür, dass Muster nicht besonders wirken, wenn sie irgendwie aufeinander stoßen, und ruinierte wirklich jeder, die so dumm war, sich von ihr helfen zu lassen, bei jedem Zugriff ihrerseits, was immer es zu ruinieren gab. Vielleicht konnte sie ja Makramee, Batiken oder Töpfern, vielleicht ja sogar Stricken oder Häkeln, Nähen konnte sie definitiv nicht.
Niemandem wäre es eingefallen, im Handarbeitsunterricht ehrgeizig zu werden, oder gar ein irgendwie fertiges Produkt anzustreben. Niemandem außer mir. Denn ich wollte eine weiße, enge Latzhose haben. Die hätte mir meine Oma zwar auch jederzeit genäht, aber ich wollte diese weiße Latzhose einfach selbst machen. Alles hab ich mir zu Hause vorbereitet, jede Naht sorgfältigst vorher geheftet, und jede Woche das immer weiter fortschreitende Werk keinesfalls im Unterricht aus der Hand gegeben. Obwohl ich dann ja doch auch irgendwie zwischendurch vor Augen des „Haschpels“, wie meine Großmutter die Handarbeitslehrerin zu nennen pflegte, daran arbeitete, glaubte sie mir bis zum Schluss nicht, dass ich diese Hose selbst genäht hatte.
Mindestens einmal in der Woche – egal ob Winter oder Sommer (es war ein eher dünnerer Stoff) hab ich diese Hose angezogen. Bei meinem ersten Kuss hab ich sie angehabt, in jeden Urlaub hab ich sie mitgenommen. Meine Mutter war weniger glücklich, weil weiße Hosen auch ungefähr genauso oft gewaschen wie getragen werden. Ich hab sie auch noch mit aufgekrempelten Beinen getragen, als sie mir zu kurz wurde - bis ich sie beim besten Willen nicht mehr über meine sich leider zwischen 12 und 16 deutlich veränderten Beine ziehen konnte. Eigentlich hätte ich sie aufheben sollen.
Als meine Mama vom ersten Elternsprechtag in der zweiten Klasse Volksschule nach Hause kam und mir verkündete, dass ich in Schönschreiben und Handarbeiten keine Einser sondern Zweier im Zeugnis bekommen würde, legte ich mich aufs Bett und weinte eine halbe Stunde bitterlich.
Beides konnte ich nicht, weil ich ein nervöses Kind war, das immer schwitzige Hände hatte. Heute reagiert mein Handy oft nicht auf mein Wischen, weil die Hände immer so staubtrocken sind. Schönschreiben hab ich mir nach der Schule angewöhnt, weil wir auf der Uni damals nur nach unseren eigenen Mitschriften lernen konnten. Und Häkeln und Stricken waren bis vor ein paar Wochen noch immer nicht gerade meine größten Talente.
Ungefähr mit 12 schenkten mir meine Großeltern eine Nähmaschine. Und ab dem Zeitpunkt fand ich Handarbeiten überhaupt nicht mehr schrecklich. Weil es mir die Oma beibrachte. Weil es schnell ging. Weil sonst niemand einen Opa hatte, der die Nähmaschine auch reparieren und pflegen konnte. Heute reicht es bei mir zwar auch nur mehr zum Vorhänge Nähen und Hosen Kürzen, aber damals war ich plötzlich das größte Genie im Handarbeitsunterricht. Während die anderen noch die Fäden verkehrt herumwickelten, am Stoff herumzerrten, das Pedal völlig unkontrolliert traten, die falschen Stiche einstellten, Knopflöcher zunähten, Nadeln abbrachen, setzte ich mich hin und nähte und nähte.
Unsere damalige Handarbeitslehrerin war nicht besonders gut im Erklären und vor allem besonders schlecht im Zuschneiden. Während mir praktisch immer klar war, wie man einen Schnitt möglichst sparsam aufzulegen hatte, schnitt sie mit ungebremster Begeisterung durch nicht aufgefaltete Stoffbahnen, hatte überhaupt kein Gefühl dafür, dass Muster nicht besonders wirken, wenn sie irgendwie aufeinander stoßen, und ruinierte wirklich jeder, die so dumm war, sich von ihr helfen zu lassen, bei jedem Zugriff ihrerseits, was immer es zu ruinieren gab. Vielleicht konnte sie ja Makramee, Batiken oder Töpfern, vielleicht ja sogar Stricken oder Häkeln, Nähen konnte sie definitiv nicht.
Niemandem wäre es eingefallen, im Handarbeitsunterricht ehrgeizig zu werden, oder gar ein irgendwie fertiges Produkt anzustreben. Niemandem außer mir. Denn ich wollte eine weiße, enge Latzhose haben. Die hätte mir meine Oma zwar auch jederzeit genäht, aber ich wollte diese weiße Latzhose einfach selbst machen. Alles hab ich mir zu Hause vorbereitet, jede Naht sorgfältigst vorher geheftet, und jede Woche das immer weiter fortschreitende Werk keinesfalls im Unterricht aus der Hand gegeben. Obwohl ich dann ja doch auch irgendwie zwischendurch vor Augen des „Haschpels“, wie meine Großmutter die Handarbeitslehrerin zu nennen pflegte, daran arbeitete, glaubte sie mir bis zum Schluss nicht, dass ich diese Hose selbst genäht hatte.
Mindestens einmal in der Woche – egal ob Winter oder Sommer (es war ein eher dünnerer Stoff) hab ich diese Hose angezogen. Bei meinem ersten Kuss hab ich sie angehabt, in jeden Urlaub hab ich sie mitgenommen. Meine Mutter war weniger glücklich, weil weiße Hosen auch ungefähr genauso oft gewaschen wie getragen werden. Ich hab sie auch noch mit aufgekrempelten Beinen getragen, als sie mir zu kurz wurde - bis ich sie beim besten Willen nicht mehr über meine sich leider zwischen 12 und 16 deutlich veränderten Beine ziehen konnte. Eigentlich hätte ich sie aufheben sollen.
la-mamma - 13. Jan, 17:05
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