können und wollen
den spruch da hat mir meine erste religionslehrerin ins stammbuch geschrieben. ihr verdanke ich auch die ungefähr zweite erinnerung an meine schulzeit. denn als sie zu uns sechsjährigen in die klasse kam, begann sie ihre stunde mit den zwar inhaltlich richtigen, aber noch nicht allen anwesenden mit allen konsequenzen bekannten worten: "kinder, eins sag ich euch gleich, es gibt kein christkind und keinen osterhasen!"
dass einige nach dieser eröffnung sofort zu weinen begannen, ignorierte sie. obwohl ich doch auch erst vor einer woche sechs jahre alt geworden war, schien sie mir ein wenig herzlos. wobei ich damals sicher nicht dieses wort dachte, aber die weinenden mitschülerinnen, taten mir auf jeden fall mehr leid als dieser lehrerin, die ich wohl im selben augenblick nicht zu mögen beschloss.
vielleicht kann man ja auch härte an einer schrift erkennen, wobei ich diese da als typische regelmäßige lehrerinnenschrift der siebzigerjahre und als eher langweilig (wie auch ihr unterricht dann so war) bewerten würd*.
im jahr darauf wurde es schlimmer, dann bekamen wir "den herrn pfarrer". der konnte das leben jesu und vor allem das ende so ausgiebig und grausig schildern, dass uns vor allem eines klar wurde: religion(en) sind zum fürchten gedacht. den teil mit der nächstenliebe hörte ich erst viel später.
dass man nicht könne, ist generell ein sehr schlagendes argument: wir können zum beispiel nicht dreitausend menschen menschenwürdig unterbringen, geschweige denn über siebzigtausend flüchtlinge vernünftig nachdenken. wir können nicht auf unsere ressourcen achten. wir können auf nichts verzichten.
oder wir wollen nicht.
la-mamma - 5. Aug, 09:10
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