GLEICH?
Ich hab eine kleine Schwester und wir sind nicht gleich. Nie gleich gewesen und wollen es auch nicht sein. Vielleicht wollte sie es mir als Kind noch gleich tun, aber mittlerweile hat sie schon längst jede Latte - und die Latten waren hoch - die ich gelegt habe, übersprungen.
Meine Mutter zog uns gerne gleich an, was wir beide nicht ausstehen konnten. Aber die Oma nähte uns halt aus dem gleichen Stoff das Gleiche, was hätten wir tun können?
Wir sind beide keine Balletttänzerinnen geworden, obwohl ich da zweifellos mehr Talent hatte und die Ballettlehrerin mich ungleich mehr geschätzt hat.
Wir sind beide auch keine Pianistinnen geworden, obwohl sie da zweifellos länger geübt hat, aber wir eher gleich unmusikalisch sind.
Sie spielte nicht gleich gut Tennis wie ich, und ich kann bis heute nicht gleich gut Schifahren wie sie.
Wir studierten zumindest am Anfang teilweise das Gleiche, zu Anfang durchaus mit unterschiedlichem Einsatz und Ehrgeiz, aber wir waren gleich schnell fertig. Zwei Jahre hatten wir den gleichen Beruf.
Meine Schwester hat sich in ihrer ersten Ehe ein bisschen meinen Eltern gleich verhalten, ich hab es anders gemacht. Unsere Beziehungen haben ungefähr gleich lang gehalten.
Meine Eltern sagen, dass sie uns immer gleich behandeln woll(t)en. Dabei stehen ihnen ihre Urteile ein wenig im Weg: Sie ist die Ordentliche und ich bin die Schlampige. Sie ist die Verantwortungsvolle und ich bin der Hallodri. Sie tut was für die Menschheit und ich arbeite für die falschen Leute. Sie ist die Sparsame und ich bin die Verschwenderin. Sie ist die Arme und ich bin die Verrückte.
Und ich schätze einmal, wir sind auch nicht so gleich glücklich. Und das tröstet mich jetzt ein wenig.
dieser text gehört zum fünften wort aus dem *.txt - projekt
Meine Mutter zog uns gerne gleich an, was wir beide nicht ausstehen konnten. Aber die Oma nähte uns halt aus dem gleichen Stoff das Gleiche, was hätten wir tun können?
Wir sind beide keine Balletttänzerinnen geworden, obwohl ich da zweifellos mehr Talent hatte und die Ballettlehrerin mich ungleich mehr geschätzt hat.
Wir sind beide auch keine Pianistinnen geworden, obwohl sie da zweifellos länger geübt hat, aber wir eher gleich unmusikalisch sind.
Sie spielte nicht gleich gut Tennis wie ich, und ich kann bis heute nicht gleich gut Schifahren wie sie.
Wir studierten zumindest am Anfang teilweise das Gleiche, zu Anfang durchaus mit unterschiedlichem Einsatz und Ehrgeiz, aber wir waren gleich schnell fertig. Zwei Jahre hatten wir den gleichen Beruf.
Meine Schwester hat sich in ihrer ersten Ehe ein bisschen meinen Eltern gleich verhalten, ich hab es anders gemacht. Unsere Beziehungen haben ungefähr gleich lang gehalten.
Meine Eltern sagen, dass sie uns immer gleich behandeln woll(t)en. Dabei stehen ihnen ihre Urteile ein wenig im Weg: Sie ist die Ordentliche und ich bin die Schlampige. Sie ist die Verantwortungsvolle und ich bin der Hallodri. Sie tut was für die Menschheit und ich arbeite für die falschen Leute. Sie ist die Sparsame und ich bin die Verschwenderin. Sie ist die Arme und ich bin die Verrückte.
Und ich schätze einmal, wir sind auch nicht so gleich glücklich. Und das tröstet mich jetzt ein wenig.
dieser text gehört zum fünften wort aus dem *.txt - projekt
la-mamma - 18. Apr, 19:23
10 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
2051 mal angeklickt. oder gar gelesen?