3. Die islamische Republik
Wie fühlt man sich nach zwei Wochen Kopftuchtragen und Arme und Beine bedecken? Was denkt man sich, wenn nicht einmal ein Bild unseres Parlaments vor dem strengen Auge der Zensur hängen darf - die Flussgötter aus Stein haben leider auch am Foto nichts an? Und alle Fotos, auf denen auch nur irgendetwas Jüdisches zu sehen waren, durften natürlich auch nicht hängen.
Iran ist heute ein moslemisches Land. Und zwar zu 98 Prozent. Der Rest der Zoroastrier, Christen und Juden fällt eher gar nicht auf. Die nicht ganz so gläubigen Musliminnen schon - da darf die Kopfbedeckung schon erst etwas weiter hinten sitzen, und die armen müssen zwar auch alle irgendwas anziehen, das selbst bei größter Hitze die ganzen Hüften bedeckt, aber wenigstens sind die "manteaus" durchaus figurbetonend und fast alle Gesichter äußerst hübsch und geschminkt.
Es regiert offensichtlich eine Minderheit, und schreibt allen anderen vor, wie der Koran denn so ihrer Meinung nach zu lesen ist. Zum Beispiel war und ist Monogamie schon längst eher das Übliche, Zweitfrauen durften nur mit Einverständnis der ersten aus ganz besonderen Gründen (Kinderlosigkeit, Behinderung) genommen werden. Als Zuckerl für "alle" Männer sind Mehrehen jetzt angeblich wieder einfacher - die arme erste Frau muss nicht einmal mehr um ihr Einverständnis gefragt werden. Dafür werden alle Prostiutierten auch geheiratet - Mindestdauer der Ehe: 2 Stunden - während nicht verheiratete Paare sich keinesfalls einen Wohnsitz teilen dürfen ...
Am Beginn der Ehe wird jedenfalls der Betrag in Gold festgelegt, den der Mann der Frau im Fall einer Scheidung auszuzahlen hat, darauf kann er dann ja gleich einmal sparen. Will sich eine Frau gegen den Willen des Mannes scheiden lassen, wird die Sache dagegen fast unmöglich ...
Ich persönlich bin eine Agnostikerin aus langjähriger Überzeugung, und - egal welche Religion ich mir ansehe - alles nur Menschenwerk, meist um ganz andere Interessen als die vorgegebenen durchzusetzen. Das wollt ich auch einmal gesagt haben. Den Sinn von durchaus auch änderbaren Gesetzen, die auf allgemeinem Konsens einer Gesellschaft beruhen, bezweifle ich einfach weniger.
Zurück nach Persien - wir haben uns natürlich auch aus Teheran hinausbewegt. (Wenn auch etwas eingeschränkt, es ist zwar alles andere sehr billig, aber dass wirklich überhaupt keine Bankverbindung existiert und damit auch keinerlei Kreditkarte akzeptiert wird, ließ unsere Bargeldreserven bis zum letzten Euro schrumpfen).
Jedenfalls fuhren wir nach Süden - und dass die LKW´s nicht auf der Autobahn fahren dürfen, scheint durchaus nachahmenswert.
Unser erstes Ziel war Kashan, in dem vor allem die Fin-Gärten ein interessanter Ort sind: Amir Kabir wurde dort ermordet, alles ist mit lebensgroßen Figuren in allen Räumen nachgestellt. Die Erklärungen unseres Fahrers decken sich mit denen des Reiseführers: schuld waren eigentlich die Engländer, die wollten den Zugriff aufs persische Öl nicht verlieren, etwas das Amir Kabir als Premierminister gerne beendet hätte, der damalige Schah aber unter dem Einfluss der Briten und seiner Mutter ein wenig anders gesehen haben dürfte. Umgebracht wurde er jedenfalls im Bad. Die Moschee von Kashan sieht aus wie alle Moscheen, und hier gehen deutlich mehr Mädchen und Frauen im Tschador.
In Isfahan gab es dann eine böse Überraschung, als wir
ein Hotelzimmer nehmen wollten. H. hatte nur seinen Führerschein mitgenommen (damit wir im Falle eines Überfalls wenigstens einen Pass übrig hätten). Ohne Vorlage des Visums im Pass gibt es aber kein Hotelzimmer. Während der Diskussion über allfällige Ausnahmen und einem diesbezüglichen (negativ endenden) Telefonat mit der Polizei, verkürzte ich mir die Wartezeit mit einer Zigarette. Den weggeworfenen Stummel überreichte mir etliche Minuten später eine Sittenwächterin - das ist also auch "forbidden".
Geschlafen haben wir dann in einem sehr schönen alten persischen Haus, und die Vermieterin hat sich das Nicht-Nachfragen bezahlen lassen.
Am Rückweg wollten nahmen wir noch Qum mit. Kurz davon erklärte mir unser Fahrer, dass ich mir lieber was anderes anziehen sollte. Da war ich zwar durchaus bekopftucht und hinternverhüllt - aber halt nicht lang genug. Praktischerweise hatte seine Schwägerin ausgerechnet dort einen Schönheitssalon - ein Platz zum Umziehen und perfekt gezupfte Augenbrauen hab ich jetzt auch. Als wir dann in der Stadt waren, nützte mir auch mein längerer Mantel nichts , keine Frau ohne Tschador, alle ausnahmslos in schwarz, die Männer sehen für mich auch großteils wie Imame aus. Die Stadt ist ein Kulturschock im Fremden, und wir werden ausnahmslos von allen angestarrt. Khomeini ist hier aufgewachsen, die wichtigsten religiösen Ausbildungsstätten sind hier, für Ungläubige sind alle Moscheen nur von außen zu betrachten. Während unser Fahrer betet, fühle ich mich den Blicken noch hilfloser ausgesetzt und selbst zwanzig Zwölfjährige können eine unangenehme Masse darstellen, wenn sie einen johlend umringen und dazu noch unappetitlich aussehende kleine Wellensittiche am Arm haben, die anscheinend irgendwelche Botschaften aus einem Papiersäckchen ziehen können.
Als wir aus Qum herausfuhren, meinte unser Fahrer nur lapidar, er könne diese Stadt auch nicht ausstehen und das gehe den meisten Iranern so.
ps: Außerdem hat er mir erklärt, wie das mit dem vorgeschriebenen fünfmal Beten gehandhabt wird. Einmal in der Früh, einmal zwischen ein Uhr nachmittags und vor Sonnenuntergang - das gilt für zweimal - und einmal vor dem Schlafengehen - das gilt auch für zweimal. Also dreimal täglich tut´s eigentlich auch;-)
Iran ist heute ein moslemisches Land. Und zwar zu 98 Prozent. Der Rest der Zoroastrier, Christen und Juden fällt eher gar nicht auf. Die nicht ganz so gläubigen Musliminnen schon - da darf die Kopfbedeckung schon erst etwas weiter hinten sitzen, und die armen müssen zwar auch alle irgendwas anziehen, das selbst bei größter Hitze die ganzen Hüften bedeckt, aber wenigstens sind die "manteaus" durchaus figurbetonend und fast alle Gesichter äußerst hübsch und geschminkt.
Es regiert offensichtlich eine Minderheit, und schreibt allen anderen vor, wie der Koran denn so ihrer Meinung nach zu lesen ist. Zum Beispiel war und ist Monogamie schon längst eher das Übliche, Zweitfrauen durften nur mit Einverständnis der ersten aus ganz besonderen Gründen (Kinderlosigkeit, Behinderung) genommen werden. Als Zuckerl für "alle" Männer sind Mehrehen jetzt angeblich wieder einfacher - die arme erste Frau muss nicht einmal mehr um ihr Einverständnis gefragt werden. Dafür werden alle Prostiutierten auch geheiratet - Mindestdauer der Ehe: 2 Stunden - während nicht verheiratete Paare sich keinesfalls einen Wohnsitz teilen dürfen ...
Am Beginn der Ehe wird jedenfalls der Betrag in Gold festgelegt, den der Mann der Frau im Fall einer Scheidung auszuzahlen hat, darauf kann er dann ja gleich einmal sparen. Will sich eine Frau gegen den Willen des Mannes scheiden lassen, wird die Sache dagegen fast unmöglich ...
Ich persönlich bin eine Agnostikerin aus langjähriger Überzeugung, und - egal welche Religion ich mir ansehe - alles nur Menschenwerk, meist um ganz andere Interessen als die vorgegebenen durchzusetzen. Das wollt ich auch einmal gesagt haben. Den Sinn von durchaus auch änderbaren Gesetzen, die auf allgemeinem Konsens einer Gesellschaft beruhen, bezweifle ich einfach weniger.
Zurück nach Persien - wir haben uns natürlich auch aus Teheran hinausbewegt. (Wenn auch etwas eingeschränkt, es ist zwar alles andere sehr billig, aber dass wirklich überhaupt keine Bankverbindung existiert und damit auch keinerlei Kreditkarte akzeptiert wird, ließ unsere Bargeldreserven bis zum letzten Euro schrumpfen).
Jedenfalls fuhren wir nach Süden - und dass die LKW´s nicht auf der Autobahn fahren dürfen, scheint durchaus nachahmenswert.
Unser erstes Ziel war Kashan, in dem vor allem die Fin-Gärten ein interessanter Ort sind: Amir Kabir wurde dort ermordet, alles ist mit lebensgroßen Figuren in allen Räumen nachgestellt. Die Erklärungen unseres Fahrers decken sich mit denen des Reiseführers: schuld waren eigentlich die Engländer, die wollten den Zugriff aufs persische Öl nicht verlieren, etwas das Amir Kabir als Premierminister gerne beendet hätte, der damalige Schah aber unter dem Einfluss der Briten und seiner Mutter ein wenig anders gesehen haben dürfte. Umgebracht wurde er jedenfalls im Bad. Die Moschee von Kashan sieht aus wie alle Moscheen, und hier gehen deutlich mehr Mädchen und Frauen im Tschador.
In Isfahan gab es dann eine böse Überraschung, als wir
ein Hotelzimmer nehmen wollten. H. hatte nur seinen Führerschein mitgenommen (damit wir im Falle eines Überfalls wenigstens einen Pass übrig hätten). Ohne Vorlage des Visums im Pass gibt es aber kein Hotelzimmer. Während der Diskussion über allfällige Ausnahmen und einem diesbezüglichen (negativ endenden) Telefonat mit der Polizei, verkürzte ich mir die Wartezeit mit einer Zigarette. Den weggeworfenen Stummel überreichte mir etliche Minuten später eine Sittenwächterin - das ist also auch "forbidden".
Geschlafen haben wir dann in einem sehr schönen alten persischen Haus, und die Vermieterin hat sich das Nicht-Nachfragen bezahlen lassen.
Am Rückweg wollten nahmen wir noch Qum mit. Kurz davon erklärte mir unser Fahrer, dass ich mir lieber was anderes anziehen sollte. Da war ich zwar durchaus bekopftucht und hinternverhüllt - aber halt nicht lang genug. Praktischerweise hatte seine Schwägerin ausgerechnet dort einen Schönheitssalon - ein Platz zum Umziehen und perfekt gezupfte Augenbrauen hab ich jetzt auch. Als wir dann in der Stadt waren, nützte mir auch mein längerer Mantel nichts , keine Frau ohne Tschador, alle ausnahmslos in schwarz, die Männer sehen für mich auch großteils wie Imame aus. Die Stadt ist ein Kulturschock im Fremden, und wir werden ausnahmslos von allen angestarrt. Khomeini ist hier aufgewachsen, die wichtigsten religiösen Ausbildungsstätten sind hier, für Ungläubige sind alle Moscheen nur von außen zu betrachten. Während unser Fahrer betet, fühle ich mich den Blicken noch hilfloser ausgesetzt und selbst zwanzig Zwölfjährige können eine unangenehme Masse darstellen, wenn sie einen johlend umringen und dazu noch unappetitlich aussehende kleine Wellensittiche am Arm haben, die anscheinend irgendwelche Botschaften aus einem Papiersäckchen ziehen können.
Als wir aus Qum herausfuhren, meinte unser Fahrer nur lapidar, er könne diese Stadt auch nicht ausstehen und das gehe den meisten Iranern so.
ps: Außerdem hat er mir erklärt, wie das mit dem vorgeschriebenen fünfmal Beten gehandhabt wird. Einmal in der Früh, einmal zwischen ein Uhr nachmittags und vor Sonnenuntergang - das gilt für zweimal - und einmal vor dem Schlafengehen - das gilt auch für zweimal. Also dreimal täglich tut´s eigentlich auch;-)
la-mamma - 11. Jul, 18:40
6 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
2804 mal angeklickt. oder gar gelesen?