Sonntag, 8. Juli 2007

6.

„Schon wieder der Niki, Mama“, sagt der Florian, als das Telefon zum vierten Mal klingelt. „Ich wasch mir grad die Haare“, ruft die Mama aus dem Badezimmer, „sag ihm ich ruf zurück.“ „Wieso ruft der Niki jede halbe Stunde an?“, fragt der Florian später. „Weil er uns so vermisst, nehm ich an“, sagt die Mama und verdreht ein bisschen die Augen. „Aber er kommt ja eh bald wieder, da fahren wir dann gemeinsam weg.“ „Wohin?“, fragt der Florian. „Ins Burgenland, das wird dir gefallen“, sagt die Mama, „zu Ostern waren wir schon dort“. Da fällt dem Florian ein, dass er da ja bei seiner Omi war, und die Mama ihn von dort mit dem Niki abgeholt hat. „Wohnt der Niki im Burgenland?“, fragt der Florian. „Nein viel weiter weg, in Deutschland und dort fahren wir auch einmal auf Besuch hin“, sagt die Mama. Da freut sich der Florian auf zweimal wegfahren, ohne dass überhaupt Ferien sind. Weil der Niki ein Nilpferd hat, mit dem er ganz viel redet, nimmt der Florian sein Küken mit ins Burgenland und redet mit dem. Die Mama borgt ihm ihren Fotoapparat und der Florian fotografiert die Kuscheltiere alleine und zu zweit, und den Niki und die Mama genauso. „Wirst du die Mama heiraten?“, fragt der Florian. „Kann gut sein“, sagt der Niki, „ich hab euch beide nämlich sehr lieb“. „Zuerst muss ich einmal geschieden sein“, sagt die Mama, und der Florian erklärt dem Niki, dass er sein bester Freund über dreißig ist.
Die Mama hat dem Florian ins Heft geschrieben, dass er früher abgeholt wird. Und jetzt sitzen sie in einem ganz schnellen Zug, der aber trotzdem fast sieben Stunden bis nach Frankfurt braucht. Der Niki wohnt wirklich weit weg, denkt der Florian, bevor er ein bisschen einschläft. Vom Bahnhof fahren sie mit dem Niki noch eine halbe Stunde, die Mama sagt, das ist aber eine schöne Gegend. Als sie ankommen, gibt der Florian allen die Hand und grüßt laut, ohne dass ihn die Mama dazu auffordert. „Mein Vater und die Annemarie“, sagt der Niki, die Mama hat dem Florian schon erzählt, dass die im selben Haus wohnen. Auf der Straße sieht der Florian Kinder Roller fahren und mit einer Kiste auf Rädern rutschen. „Ist das nicht gefährlich?“, fragt die Mama. „Du kannst gleich mitspielen“, sagt der Niki, „das sind die Kinder von den Nachbarn. Hier kommt nie ein Auto vorbei“, sagt er dazu, „und wenn, dann wissen die Leute schon, dass hier Kinder spielen.“ Die Mama meint, dass die Kinder aber ein ganz schönes Tempo drauf kriegen, weil die Straße so steil ist. Der Florian will nur ein bisschen zuschauen und das darf er dann auch.
Am nächsten Tag zeigt der Vater vom Niki dem Florian seine Eisenbahn. Das ist eine ganz große Anlage, die nimmt fast den ganzen Keller ein. Der Florian darf die Weichen stellen, dazu muss er sich selber auf einen Sessel stellen, damit er alles gut überblickt. Ein Zug bleibt hängen, da möchte der Florian gerne unter den großen Tisch kriechen und das in Ordnung bringen. Der Vater vom Niki erlaubt es ihm aber nicht, das kann nur der Niki machen. Beim Niki und bei seinem Vater in der Wohnung schaut es auch sonst lustig aus. Es stehen überall Stofftiere herum. Der Florian wundert sich ein bisschen, er denkt, da wohnt doch gar kein Kind.
„Und jetzt gibt es eine Überraschung“, sagt der Niki, „kommt einfach mit in die Garage!“ Der Florian geht mit der Mama durch das Tor. Drinnen sitzen ganz viele Leute, lauter Erwachsene und ein Hund und ein großer Bub. Der Tisch ist gedeckt und der ganze Raum ist geschmückt. Mit Girlanden aus rosa Herzen und ganz vielen Lampions. Der Florian sieht das alles und fragt sich, was denn da gefeiert werden soll. Der Niki sagt, „das ist die Klara, meine Verlobte, und das ist der Florian, der wird ab jetzt mein Söhnchen sein.“ Die Mama schaut ganz verdattert und der Florian entdeckt hinten ein Motorrad. Das will er genauer betrachten und läuft in die Garage hinein. Die Mama schüttelt den fremden Leuten der Reihe nach die Hände. Und sagt: „Ich glaub, ich bin falsch angezogen.“ Dann trinkt die Mama drei große Gläser von der Maibowle in einem Zug hintereinander aus. Der Niki borgt dem Florian seine Digitalkamera und sagt, er soll fotografieren, was er mag. Der Florian fotografiert das Motorrad und den Hund. Und alle Leute von hinten. Denn die sitzen jetzt da und essen und trinken.
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