Sonntag, 6. Januar 2008

alt werden, aber richtig!

als kind wusste ich genau, was eine familienschönheit ist: die tante steffi. eine familienschönheit muss ziemlich dick sein und karierte schürzen tragen. gut kochen konnte sie auch, in ihrer wohnung trauten wir uns allerdings kaum, uns zu bewegen.
einer der gründe dafür war der onkel tikwart, ihr zweiter mann. ich muss schon erwachsen gewesen sein, als ich drauf kam, dass tikwart gar kein vorname ist. dieser onkel wiederum ging als der brennende onkel in die familienchronik ein, wiewohl ich die geschichte nur vom hörensagen kenne, da ich bei der hochzeit meiner eltern natürlich nicht dabei war. bei der hochzeit meiner großeltern war ich dagegen schon dabei, aber das führt jetzt zu weit.
jedenfalls wollte der onkel tikwart seine kostbare virginia nicht vergeuden,und sie daher keinesfalls während der trauung unbeaufsichtigt in irgendeinem aschenbecher liegen lassen, also steckte er sie kurzerhand in seine hosentasche. vermeintlich nicht glühend. die zeremonie wurde durch unfeierlichen feuerlichen geruch ein wenig getrübt, erzählten die anderen tanten immer mit einer gewissen schadenfreude. schließlich waren sie alle nicht die familienschönheiten.
irgendwann verstarb der onkel tikwart, und da entschloss sich die tante steffi ins tal und ins altersheim und damit auch näher zu meiner großmutter, ihrer jüngsten noch lebenden schwester zu ziehen. wir besuchten sie oft, mittlerweile verstand ich schon auch, dass die tante steffi tatsächlich einmal sehr hübsch gewesen sein musste. jede woche ließ sie sich auch im altersheim die haare machen, und sie war immer tadellos gekleidet, jetzt halt ohne schürze.
nach ein paar weiteren jahren stellte sie uns den onkel ernst vor. den hatte sie im park kennen gelernt. ein paar jahre jünger,schon ein wenig schwerhörig, aber - und das war das schönste - immer noch mit eigenem auto unterwegs. bei allen familientreffen achtete jeder andere verwandte sorgfältig aufs kennzeichen aus v, keiner wollte mit dem onkel ernst streiten müssen, weil er immer auf gehör ausparkte. oder vielleicht auch mehr auf gefühl. der onkel ernst war das beste, was der tante steffi passieren hatte können. fast jeden tag stellte er sich ein, um sie zu einem ausflug abzuholen, zum essen auszuführen,oder um einfach nur spazieren zu fahren. der rest der verwandtschaft war begeistert - bis auf meine großmutter. "jedesmal vergessen sie, ein fenster zuzumachen!", "wie komm ich überhaupt dazu, dauernd meine wohnung herzuborgen?", jammerte sie meine mutter an. da war die tante steffi auf jeden fall schon 80.
und eines tages verkündete die tante steffi, aus dem altersheim wieder aus- und mit dem ernst zusammenziehen zu wollen. "bist du verrückt? du weißt ja gar nicht worauf du dich da einlässt?", fiel noch unter die milderen reaktionen. das könne sie sich nicht mehr zutrauen, wer weiß, wie lange der onkel ernst noch so agil sei, sie habe doch seit jahren schon keinen supermarkt mehr betreten müssen ...
die tante steffi ließ es sich ausreden, der ernsti kam weiterhin. und die wohnung meiner oma haben die beiden aufgesucht bis die tante steffi gestorben ist.
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zug um zug

"Sein Leben gleiche einem Zug, der zwar hin und wieder durch schöne Landschaften fährt, aber er macht nirgends Halt, dass er aussteigen könnte, um gegebenenfalls zu verweilen" , schreibt
herr lovehunter, mein leben sah wohl anders aus.

zunächst die regionalzüge mit ihren unendlich vielen haltestellen. keine ließ ich aus. mag sein, dass umwege die ortskenntnis erhöhen, und erfahrung derjenigen steht, die sie gemacht hat, mag sein, dass es auch richtig schön in diesen vollen zügen gewesen ist. jung und übermütig, nie hätt ich mich selbst als naiv bezeichnet.

später die eil- und expresszüge, die intercities und die nachtzüge, am besten doppelgleisig. umstiegsmöglichkeiten gab es genug, meist reichten wenige minuten an den an den unübersichtlichsten bahnhöfen. ehrgeizig und attraktiv, nie hätt ich mich selbst arrogant gefunden.

es kam wie es kommen musste. eine falsche weiche und rauf auf die achterbahn der gefühle. mit irgendeinem zug bin ich da ziemlich entgleist, völlig aus der bahn geworfen worden, die notbremsung hab ich aber überlebt. man lernt auch am abstellgleis, oder beim gütertransport. ein bisschen besinnung, andere haben mich als völlig verrückt diagnostiziert.

danach wollte ich auch gar nirgends mehr einsteigen, nie mehr weiter fahren, keine haltestellen be- oder missachten, aber lang ist das auch nicht auszuhalten. zumindest nicht für unheilige.

eine dampflok probiert, die schmalspurbahn verworfen, die zahnradbahn aus der weite gesehen. jetzt fahr ich privat wahrscheinlich seilbahn. mit genau einem seil. bergauf.
"sie wollen immer losfahren, bevor die gleise verlegt sind", warf mir mein chef voriges jahr einmal vor. "und sie warten immer noch, dass ihnen wer die gleise baut", erwiderte ich vor etlichen zeugen. im übrigen komm ich ganz gut mit ihm aus. energien wieder da.
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hier fehlt was;-)

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