Dienstag, 26. Juni 2007

(K)eine Karrierefrau

„Eines weiß ich: wenn ich das nächste Mal heirate, wird es keine Karrierefrau mehr sein!“ sagte der D. zu mir, da waren wir schon längst geschieden. Und das hat er dann auch getan, ein intellektuelles Gespräch werde er wohl nie mit ihr führen, aber sie koche und putze gern, berichtete er mir vorher. „Das reicht dir?“ fragte ich ein wenig belustigt. „Ihre Eltern kümmern sich auch um den Garten!“ ergänzte er - mit einem eindeutigen Grinsen.

Früher hatten wir einen Wettstreit: Theoretisch hatte ich die bessere Ausbildung, praktisch hat er manchmal das Fünffache (!) verdient. Zeitweise haben wir beruflich fast dasselbe gemacht – in unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen natürlich und mit unterschiedlichem Risiko.

Wenn ich etwas von der Arbeit erzählt habe, hat er interessiert zugehört, wenn er einen Algorithmus nicht und nicht gefunden hat, habe ich mich mit ihm hingesetzt, und wir haben für ein paar gar nicht so triviale Probleme gemeinsame Lösungen gefunden. Er wollte, dass wir miteinander eine Firma gründen, es hätte gut gehen können. Ich wollte meine Sicherheiten nicht aufgeben, mittlerweile sah ich da auch viele Perspektiven, letztendlich ist es mir beruflich gut ergangen. Ich hatte keine solche Tiefen, aber auch keine solchen Höhen wie er.

Und dann bekam ich mein Kind und er seine Firma. Ziemlich gleichzeitig. Ziemlich getrennt.

Hochschwanger bewarb ich mich in einer anderen Abteilung. „Ich würde gern für Sie arbeiten!“ sagte ich zu meinem zukünftigen Chef. „Aber nicht gleich!“ „Das sehe ich“, meinte der, und es funktionierte tatsächlich, ich blieb ein Jahr ganz zu Hause und konnte danach zwei Jahre Teilzeit in der neuen Position arbeiten.

Es halfen mir meine Mutter, meine Putzfrau, mein Vater, meine Freundinnen, meine Nachbarinnen, später auch eine Tagesmutter und der Kindergarten und natürlich männliche Freunde – so klingt es besser als Liebhaber. Als mein Kind ungefähr vier Jahre alt war, fragte es mich einmal „Mama, warum heiratest du nicht den M.?“ Der M. war der damals vierzehnjährige Sohn der Tagesmutter. „Ich bin doch schon verheiratet!“ „Achso, aber der ist ja nie da!“ Und das stimmte eben auch: 8 von 12 Monaten verbrachte er im Ausland, wenn er in Wien war, dann war er auch nicht zu Hause, sondern in der Firma, wir führten eine Wochenendehe, wo sich gewisse Fragen gleich einmal gar nicht stellen. Wenn nämlich keiner da ist zum Aufteilen, dann tust du eben fast alles allein.

„Ich hab das für Euch getan, ich konnte nicht anders!“, sagte der D. später, aber ich habe es anders in Erinnerung. Ich erinnere mich an Diskussionen, ob er denn wirklich schon wieder weg müsse, ob er denn unbedingt diesen Auftrag auch noch annehmen müsse, ob denn kein anderer fahren könne, die Firma war in der Zwischenzeit für österreichische Verhältnisse recht groß geworden.

„Ich möchte die Scheidung!“, sagte ich eines Tages zum D. „Wundert mich nicht“, war die Antwort, wir hatten in einer Viertelstunde alles geregelt, im Wesentlichen hält die Regelung bis heute. Sein Kind hat der Vater nach der Scheidung kennen gelernt, er hat viel nachgedacht, sagte er, und ist heute weit zuverlässiger als in allen Jahren zuvor. Damit habe ich nicht gerechnet, bin aber für uns beide froh, dass es so ist.

Mittlerweile habe ich „Karriere gemacht“, keine große, vielleicht ist sie aber auch noch nicht zu Ende. Und ich koche sehr gerne. Genau wie jeder Mann, den ich mag.
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hier fehlt was;-)

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